„Kein Stadtviertel gehört einer Gruppe allein“

Autor | 10. März 2016

Der Gemeinderat hatte die endgültige Entscheidung über die Unterbringung von Geflüchteten in der Tennishalle am Hörnle in den Haupt- und Finanzausschuss verwiesen. Der hat sich am 8. März nun einstimmig für den umstrittenen Standort ausgesprochen. LLK-Stadträtin Anke Schwede begründete, warum die Linke Liste der Lösung zustimmt. Ihr Redebeitrag im Wortlaut:

„Herr Oberbürgermeister, Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,
heute soll also endlich die Entscheidung über die Flüchtlingsunterkunft ‚Tennishalle Horn‘ fallen. Die Debatte dreht sich nach der langen Vorgeschichte, dem massiven Widerstand und auch manchen Entgleisungen nicht nur um die Eignung dieser oder anderer Flächen bzw. Immobilien. Es geht inzwischen vor allem darum, wie diese Stadt mit den Menschen umgeht, die aus höchster Not vor Kriegen und anderen existentiellen Bedrohungen aus ihren Heimatländern fliehen mussten. Es darf unserer Meinung nach eben nicht heißen: Flüchtlinge, wenn es sein muss, ja – aber auf keinen Fall bei uns.

Auch 2013 protestierten AnwohnerInnen und fürchteten eine Wertminderung ihrer Immobilie, als bekannt wurde, dass im Atrium in der Luisenstraße Geflüchtete untergebracht werden sollen. Heute leben dort rund 150 Menschen – über gravierende Zwischenfälle ist nichts bekannt, benachbarte Frauen, Kinder und auch Männer trauen sich weiterhin auf die Straße, die neuen NachbarInnen werden sogar als Bereicherung empfunden.

Die Linke Liste wird dem Standort ‚Helle Müller Tennisanlage‘ zustimmen, denn die geflüchteten Menschen brauchen ein Dach über dem Kopf, und zwar jetzt. Kein Stadtviertel gehört einer Gruppe allein und Unterschriftensammlungen, die das Ziel haben, bestimmte Menschengruppen aus einem Stadtgebiet herauszuhalten, finden nicht unsere Zustimmung. Die besseren Unterkünfte unter den schlechten Möglichkeiten zu finden ist das Gebot der Stunde. Und unter diesen Umständen halten wir eine Gemeinschaftsunterkunft in der Tennishalle ‚Horn‘ für eine der besseren Lösungen, insbesondere, weil dann hoffentlich bald die Sporthallen der Zeppelin- und Wessenbergschule wieder ihrem eigentlichen Zweck zugeführt werden können.

Wichtig ist unserer Meinung nach aber auch, dass in Petershausen West bzw. Ober- und Unterlohn Ghettoisierungstendenzen entgegengewirkt wird. Mit den verschiedenen bestehenden und geplanten Unterkünften sollen dort insgesamt rund 1100 Menschen untergebracht werden. Eine gleichmäßigere Verteilung über alle Stadtteile ist wünschenswert, und das gilt eben auch für die Gemeinschaftsunterkunft Nähe Hörnle.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert