Stadtwerke voll im Plan: Null Prozent Frauenquote in der Geschäftsführung

Autor | 25. September 2015

Mit der „gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen“ sieht es bekanntlich ziemlich lausig aus, das gilt nicht nur für die Chefetagen privater Unternehmen, sondern ebenso für Spitzenpositionen im Öffentlichen Dienst. Eine geänderte Bundesgesetzgebung zwang nun die Konstanzer Stadtverwaltung, sich dieses heiklen Themas anzunehmen. Im März hatte der Bundestag eine von der GroKo eingebrachte Quote light beschlossen, die wenige börsennotierte Unternehmen verpflichtet, den Frauenanteil in Führungsgremien verbindlich auf 30% zu steigern, andere müssen zumindest guten Willen zeigen.

Zu letzteren zählen auch die Konstanzer Stadtwerke, weshalb der Gemeinderat für Geschäftsführung und Aufsichtsrat jetzt „Zielquoten“ beschließen sollte. Die Vorlage mit dem eingangs zitierten Titel, die die Verwaltung am Donnerstag dazu zur Entscheidung vorlegte, hatte das Zeug zur Realsatire und veranlasste LLK-Stadtrat Holger Reile zu der folgenden bissigen Replik:

„Kolleginnen und Kollegen, bisweilen dürfen und müssen wir uns mit Vorlagen beschäftigen, die naturgemäß sehr trockenen Inhalts sind und wenig Anlass bieten zur allgemeinen Erheiterung. Wie Sie wahrscheinlich mehrheitlich wissen, bin ich manchmal durchaus erfreut, wenn es Ausnahmen gibt und der nachvollziehbare Drang nach etwas Jux und Tollerei sich Bahn bricht.

Diese Vorlage erfüllt dafür alle Voraussetzungen. Man lasse sich folgenden Satz mal auf der Zunge zergehen: ‚Für den Anteil von Frauen in der Geschäftsführung der Stadtwerke Konstanz GmbH wird eine Quote in Höhe von mindestens Null Prozent festgesetzt und diese Zielquote soll bis zum 30.6.2017 erreicht sein‘. Zitat Ende. Der von mir hoch geschätzte Karl Valentin hätte seine Freude an dem Wortbrei gehabt. Anfangs dachte ich, hier handelt es sich um einen Druckfehler, dem ist aber nicht so. Denn diese Formulierung bezieht sich auf eine Einlassung des Gesetzgebers, der es bei – Zitat – ‚besonderen Fallkonstellationen‘ erlaube, auch extreme Aussagen zu treffen.

Vorschlag meinerseits: Mit der überaus verantwortungsvollen Vorgabe, die Quote von Null Prozent bis Ende Juni 2017 zu erfüllen, sollte man sich bedeutend mehr Zeit lassen. Damit wird unserer Meinung nach viel zuviel Druck auf die überwiegend männlichen Entscheidungsträger ausgeübt, und das mögen die gar nicht. Wenn man schon rein gar nichts ändern möchte, und das ist ja das erklärte Ziel, sollte das Zeitfenster nicht so eng gestrickt sein.

Ansonsten bliebe noch die Frage: Haben wir nicht eine Gleichstellungsbeauftragte in unserer Stadt? Und wenn ja, würde mich ihre Meinung zur Vorlage – die übrigens ein Mann formuliert hat – doch heftig interessieren.“
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