Der Hafner: Ein fragwürdiges Projekt

Autor | 27. November 2024

Ein neues Wohngebiet für Tausende von Menschen wie der Hafner stellt einen massiven Eingriff in eine über Jahrhunderte entstandene Kulturlandschaft dar. Flächen, auf denen heute noch Wiesen und Gehölze gedeihen, sollen versiegelt und ihre wertvollen Pflanzen- und Tiergesellschaften für immer vernichtet werden. Den Konstanzer*innen wird zudem ein wichtiges Naherholungsgebiet genommen, und das direkt angrenzende Natura 2000-Schutzgebiet Bodanrück dürfte unter dem neuen Stadtteil zu leiden haben.

Boden ist keine nach Belieben verfügbare Ressource, und der stetige Flächenverbrauch stellt eine massive Bedrohung für Menschen, Tiere und Pflanzen dar. Auch in diesem Fall erfolgt zwar ein Ausgleich durch den Ankauf sogenannter „Ökopunkte“. Aber das ist ein ökologischer Ablasshandel, wie Naturschützer*innen zurecht beklagen: Auf diesem Wege wird zwar an anderer Stelle Freiland aufgewertet, aber es werden keine bisher bebauten Flächen entsiegelt, es entsteht keine neue „Natur“ mit ihren – auch für den Menschen – überlebenswichtigen Biotopen.

Flächenversiegelung und Artensterben gehen also weiter, und das in dieser Stadt, für die der Klimaschutz, der ohne kühlende Freiflächen kaum denkbar ist, angeblich höchste Priorität besitzt.

Auf der anderen Seit ist der gesellschaftliche Nutzen solcher Neubaugebiete umstritten: Es handelt sich ja erstens nicht um ein Projekt, das ausschließlich wirtschaftlich schwächeren Menschen zugutekommt. Zweitens zeigen die seit Jahren permanent steigenden Mieten, dass Bauen kein Allheilmittel gegen die bedrohlichen Zustände auf dem Wohnungsmarkt ist.

Der neue Stadtteil hat also eine fragwürdige Bilanz. Es bleibt offen, ob er halten wird, was man sich von ihm auf Kosten von Arten-, Boden- und Klimaschutz, also von Lebensqualität für alle, für den Wohnungsmarkt verspricht.

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