Vorfahrt für Menschen, nicht für Autos

Unser übergreifendes verkehrspolitisches Ziel ist die Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs, des Radverkehrs und der Stellung der Fußgänger*innen. Hierfür sind wir ausdrücklich bereit, dem motorisierten Individualverkehr Flächen wegzunehmen und ihn weitgehend aus der Innenstadt zu verbannen. Es ist eine Binsenweisheit der Verkehrsplaner*innen, dass das Angebot die Nachfrage schafft, und Beispiele wie Amsterdam oder Kopenhagen beweisen, welchen starken Einfluss eine fahrradfreundliche Infrastruktur auf die Verkehrsmittelwahl von Einheimischen wie Tourist*innen hat. Es ist unwahrscheinlich, dass die starke Nutzung des Autos auf die Attraktivität dieses Verkehrsmittels alleine zurückzuführen ist. Durch gute und vor allem günstigere Busverbindungen spart man sich den Stau und die Parkplatzsuche in der Stadt. Wir sind sicher, dass entsprechende Angebote genutzt würden.

Dass so manche Ewiggestrige im Konstanzer Einzelhandel auch weiterhin eine autogerechte Stadt propagieren, ist deren Profitinteressen geschuldet und wird von uns verurteilt. Aufgrund seiner Größe und mittelalterlich geprägten Innenstadtstruktur ist Konstanz zu weiten Teilen eine Stadt der kurzen Wege. Hier bieten sich alle Voraussetzungen, die angezielte Wende hin zu einer neuen, nachhaltigen Mobilitätskultur durch eine Stärkung des Fahrrad- und Fußverkehrs zu verwirklichen.

Das heißt:

  • Das Radwegenetz muss nicht nur in Wollmatingen erheblich ergänzt und ertüchtigt werden.
  • Etliche Fuß- und Radwege – etwa an Konzil-, Spanier- und Reichenaustraße – müssen verbreitert werden, auch für Lastenfahrräder und Kinderwagen.
  • Wir setzen uns für weitere echte Fahrradstraßen ein.
  • Wir unterstützen die Einrichtung von Radschnellverbindungen zwischen Konstanz und den umliegenden Kommunen.
  • Zur Entlastung des Nadelöhrs Alte Rheinbrücke befürworten wir die Umwidmung einer Fahrbahn für den Autoverkehr. Bei steigendem Bedarf sind wir auch für die Errichtung einer zur alten Rheinbrücke parallel verlaufenden zusätzlichen Fußgänger- und Fahrradbrücke durch den Rheintorturm mit einer ebenerdigen Kreuzungsmöglichkeit über den Rheinsteig.
  • Es muss zudem deutlich verbesserte dezentrale Möglichkeiten zum Fahrradparken geben, und zwar sowohl in der Innenstadt und an den Bahnhöfen als auch in den Wohnquartieren.
  • Der barrierefreie Umbau der Fußwege und Querungsmöglichkeiten muss gerade für ältere Fußgänger*innen und Menschen mit Behinderung vorangetrieben werden. Auch der Zugang zu öffentlichen Nahverkehrsmitteln an Bahnhöfen und Bushaltestellen ist barrierefrei zu gestalten.
  • Für uns ist aus sozialen wie ökologischen Gründen der Nulltarif im Öffentlichen Personennahverkehr eine Selbstverständlichkeit. In einem ersten Schritt muss zumindest eine deutliche Preissenkung im Busverkehr, wie sie in Radolfzell erfolgreich praktiziert wird, vorgenommen werden.
  • Die Busanbindung vor allem der Vororte muss deutlich verbessert werden, auch in den Randzeiten, die Umstiegsmöglichkeiten nicht nur am Bahnhof Wollmatingen sind zu optimieren.
  • Die Innenstadt muss möglichst bald autofrei werden, denn niemand steigt in den Bus, um damit dann im Stau zu stehen.

Da eben nicht alle Menschen unbeschränkt körperlich fit und auch in Konstanz nicht alle Wege kurz sind, muss das Fahrradkonzept durch einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs komplettiert werden. Unsere Politik wendet sich nicht nur an die Menschen, die ohnehin zentrumsnah wohnen, den See und Kulturmöglichkeiten gleich um die nächste Ecke finden. Die Verkehrswende muss sozial und ökologisch sein. Wir wissen, dass das Fahrrad nicht bei jedem Anliegen, jedem Weg und jeder Witterung das Mittel der Wahl ist. Der öffentliche Personennahverkehr muss ausgebaut und preislich attraktiver gestaltet werden, damit nicht diejenigen abgehängt werden, die in den Vororten wohnen, mit einem Kinderwagen oder einem Rollator unterwegs sind. Hier gilt es, neben der prinzipiellen Erweiterung des Angebots insbesondere auf eine angemessene Taktung und weitere Vernetzung zu achten. Die bei dem bisherigen Liniennetzplan einseitige Ausrichtung auf die Innenstadt muss überdacht werden: Menschen fahren nicht nur von A nach B, sondern manchmal auch nach C. Zudem ist zu prüfen, inwieweit sich eine Taktverdichtung in den Abend- und eine Ausweitung in die Nachtstunden hinein ermöglichen lässt. Moderne Städte gehen nicht um elf zu Bett.

  • Für uns ist aus sozialen wie ökologischen Gründen der Nulltarif im Öffentlichen Personennahverkehr die selbstverständliche Zielmarke.
  • In einem ersten Schritt muss zumindest eine deutliche Preissenkung im Busverkehr, wie sie in Radolfzell erfolgreich praktiziert wird, vorgenommen werden. Gegenüber der von den Stadtwerken angestrebte Einführung eines elektronischen Kurzstreckentickets schlagen wir eine deutliche Vergünstigung der Zeittickets vor, sodass gerade diejenigen, die den Bus regelmäßig nutzen, besonders entlastet werden. Als Sofort-Maßnahme müssen die Preise für Einzeltickets auf 1 Euro gesenkt werden.
  • Die Busanbindung vor allem der Vororte muss deutlich verbessert werden, auch in den Randzeiten.
  • Nachtbusse sollen zum Normalpreis fahren und das entsprechende Angebot bedarfsgerecht erweitert werden.
  • Das Busliniennetz muss zu einem „Netz“ ausgebaut, die einseitige Ausrichtung auf die Innenstadt muss überwunden werden. Dafür gilt es, Umstiegsmöglichkeiten und Querverbindungen zu optimieren. Niemand sollte zwanzig Minuten lang auf den Anschlussbus warten müssen.

Auf dieser Grundlage halten wir die „autofreie Innenstadt“ für eine realistische und lebenswerte Perspektive.