Gedenkveranstaltung für Martin Katschker († 29. August 1970)

Autor | 24. August 2020

Kommenden Samstag, 29. 8. 2020, jährt sich der gewaltsame Tod Martin Katschkers zum fünfzigsten Mal. Der damals 17-jährige Lehrling saß während seiner Mittagspause zusammen mit Freunden auf einer Bank am Blätzleplatz. Zu jener Zeit befanden sich viele Jugendliche auch wegen eines Popkonzerts in der Stadt, was zu heftigen Diskussionen bei einem großen Teil der Konstanzer Bürgerschaft führte. Von „Gammlern“ und „arbeitsscheuem Gesindel“ war die Rede, und derlei wolle man in der Stadt nicht haben.

Während Katschker sich mit anderen Jugendlichen unterhielt, trat plötzlich der 38-jährige Hans Obser auf ihn zu, setzte Katschker ein Bolzenschußgerät an die Brust und forderte ihn auf: „Ich bin von der Bürgerwehr und zähle bis drei, dann seid ihr verschwunden – sonst passiert was“. Kurz darauf löste Obser den Bolzen, der Katschker mitten ins Herz traf. Etwa dreißig Minuten später starb Katschker im Konstanzer Krankenhaus. Die Tat löste bundesweit Entsetzen aus, große Magazine wie „Stern“ und „Spiegel“ berichteten. Obser wurde im Frühjahr 1972 wegen fahrlässiger Tötung zu drei Jahren Freiheitsstrafe verurteilt – ein Urteil, das viele für zu mild hielten.

Als geistiger Brandstifter der Tat wurde der rechtsradikale NPD-Mann und spätere Stadtrat Walter Eyermann bezeichnet. Er hatte im Vorfeld gegen „Gammler“ und „asoziales Gesindel“ gehetzt. Er bot sogar an, „Säuberungsaktionen“ gegen „diese Figuren“ selbst durchzuführen. Daran würden sich „mit Sicherheit mehr als vierzig Bürger dieser Stadt finden“.

Aufgrund einer ständig steigenden Zahl rassistischer und rechtsradikaler Taten bis hin zu Mordanschlägen soll auch in Konstanz am Beispiel Katschker deutlich gemacht werden, was Intoleranz und Hass anrichten können.

Wann? Samstag, 29. 8. 2020, ab 12 Uhr  Wo? Blätzleplatz Konstanz/ gegenüber Karstadt

Aktueller Nachtrag: Fünf Fraktionen des Konstanzer Gemeinderats (LLK, FGL, SPD, FDP und JFK) haben einen gemeinsamen Antrag gestellt, in dem sie fordern, die Stadt möge am Blätzleplatz mit einer Mahntafel an die Geschehnisse um Martin Katschker erinnern. Über den Antrag soll aber erst gegen Ende 2020 entschieden werden.

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