Bei der Gemeinderatssitzung am 25.9.2025 stand ein Antrag der SPD auf der Tagesordnung, den Seeuferweg nach Erwin Reisacher umzubenennen. Hier der Redebeitrag unseres LLK-Rates Holger Reile.
Herr Oberbürgermeister, Kolleginnen und Kollegen:
Meine Fraktion, die Linke Liste Konstanz, unterstützt den Antrag der SPD, den Seeuferweg in Erwin-Reisacher-Weg umzubenennen. Gründe, die dafür sprechen, sind im Antrag nachzulesen, ich muss sie hier daher nicht noch einmal in aller Ausführlichkeit auflisten.
Nur so viel: Ohne jeden Zweifel war Erwin Reisacher über lange Jahre eine wichtige Persönlichkeit der Konstanzer Nachkriegsgeschichte, die er als engagierter Kommunalpolitiker entscheidend mitgeprägt hat. Auch als Gewerkschafter vertrat er immer die Belange der Arbeitnehmerschaft und ohne seinen legendären und fast schon historischen Uferspaziergang vor rund 50 Jahren wäre der öffentliche Seeuferweg, wie wir ihn heute kennen und außerordentlich schätzen, wahrscheinlich nicht entstanden.
Der Vorschlag der Verwaltung, die Umbenennung aus rein formalen Gründen abzulehnen, überzeugt nicht. Ebenso wenig wie die Anregung, den Namen Reisacher für eine kommende Straßenbenennung irgendwann und irgendwo am Stadtrand vorzumerken – denn die Erinnerung an ihn ist eben sehr eng mit dem Seeuferweg verbunden und Teil unserer historischen Stadtgeschichte, die endlich auch sichtbar werden sollte. Dazu: bei den jüngst erfolgten Straßenumbenennungen gab es zum Teil aus der betroffenen Bürgerschaft wegen anstehender Ummeldung und diverser Amtsgänge Kritik. Das ist beim Seeuferweg nicht der Fall, denn Anwohner sind bei einer Umbenennung davon nicht betroffen.
Ein Letztes noch: Jahrzehntelang waren auf Straßenschildern in unserer Stadt Namen von Leuten zu lesen, die mit dem Nationalsozialismus verbunden waren und dieses mörderische Regime sogar unterstützten. Das haben wir korrigiert und die Straßen richtigerweise umbenannt. Und das war auch gut so.
In diesem Sinne bitten auch wir um Zustimmung für den Antrag, den Seeuferweg in Erwin-Reisacher-Weg umzubenennen und posthum – gerade in diesen Zeiten – an einen aufrechten Demokraten zu erinnern, der diese Auszeichnung längst verdient hat.
Ein Letztes noch: Wenn es um die Finanzierung des neuen Straßenschildes geht – wir müssen ja sparen – spendiere ich dafür einmalig meine monatliche Vergütung für mein Ehrenamt in diesem Hause.
Vielen Dank
Aktuelle Anmerkung: Auf Antrag von CDU und Freien Wählern wurde der Antrag der SPD in die Straßenbenennungskommission (StBK) zurückverwiesen, dabei unterstützt auch von der Verwaltung. Die Sozialdemokraten bezeichneten im Nachhinein diesen Vorgang als „rechtswidrig“, denn die StBK ist ein beratendes Gremium ohne Beschlusskompetenz. Ein peinlicher Vorgang, denn das hätte die Verwaltung wissen müssen. Mittlerweile hat sie sich für diesen Fauxpas entschuldigt und somit kommt das Thema voraussichtlich bei der kommenden Gemeinderatssitzung am 23. Oktober erneut auf die Tagesordnung.