Die Debatte um den neuen Drogeriemarkt an der Marktstätte hat vielen KonstanzerInnen bewusst gemacht, welch immensen Einfluss die städtebauliche Entwicklung auf ihr Leben nimmt. Sie prägt nicht nur die Optik einer Stadt, sondern verändert soziale Beziehungen. Gibt es Alternativen? Ja. Neue, sozialverträgliche Bau- und Lebensformen sind Thema des Architekturforums KonstanzKreuzlingen, das am 17.06. zu einem Vortrags- und Diskussionsnachmittag über gemeinschaftliches Bauen ins Konzil einlädt.
Das Architekturforum KonstanzKreuzlingen e.g.V. ist seit 2007 eine grenzüberschreitende öffentliche Plattform für die Auseinandersetzung mit der gestalteten Umwelt in Städtebau, Raumplanung, Architektur und Kunst. Es will vor allem den Dialog und die Kooperation zwischen Öffentlichkeit, Hochschule, Stadt und Gestaltern fördern und bietet dazu Vorträge, Ausstellungen, Exkursionen und Diskussionen an.
Bei seiner nächsten Veranstaltung widmet sich das Forum einem zukunftsträchtigen Thema, das in Konstanz anders als etwa in Freiburg oder Berlin noch stiefmütterlich behandelt wird (sicher auch, weil die Hausbesetzerszene am Bodensee nie sonderlich stark war): Es geht um das gemeinschaftliche Bauen. Dabei profitieren, so die Veranstalter, vom „Stadt-Selbermachen“ – trotz der Mühen und Risiken eines gemeinsamen Planungsprozesses – erfahrungsgemäß sowohl die späteren Bewohner als auch ein Stadtquartier als Ganzes. „Eine frühe und intensive Auseinandersetzung mit dem Bauort, maßgeschneiderter Wohn- und Lebensraum, Kosteneinsparungen gegenüber Bauträgern und die Möglichkeit, die Stadt mit den eigenen Ideen zu bereichern, sind die Wesensmerkmale des gemeinschaftlichen Bauens. Frei nach dem bekannten Kopenhagener Stadtplaner Jan Gehl entstehen auf diesem Wege Städte von Menschen für Menschen.“
Das Architekturforum KonstanzKreuzlingen hat für diesen Nachmittag in Zusammenarbeit mit der Stadt Konstanz drei erfahrene Referenten aus Tübingen gewonnen, wo der Baugemeinschaftsgedanke seit Jahrzehnten erfolgreich gelebt wird. Die Vorträge von Matthias Gütschow, einem Baugruppen-Projektsteuerer, Tilmann Gocht vom „Mietshäuser Syndikat“ und Uwe Wulfrath von der Universitätsstadt Tübingen bieten einen umfassenden Einstieg in das Thema. Das Mietshäuser Syndikat stammt übrigens aus dem genossenschaftlichen, linken Umfeld und berät „selbstorganisierte Hausprojekte, die sich für das Syndikatsmodell interessieren, beteiligt sich an Projekten, damit diese dem Immobilienmarkt entzogen werden, und hilft mit Know-how bei der Finanzierung“. Es half bisher bei rund 120 Bauten und will so sozialverträgliches Bauen ohne Großbanken und Staat ermöglichen. Das ist ein Ziel, das angesichts der weit verbreiteten Wohnungsnot und der meist verheerenden sozialen Folgen der Immobilienspekulation natürlich höchste Aufmerksamkeit verdient.
Den Vorträgen folgt ab 18:00 Uhr ein Podiumsgespräch mit Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn und Marion Klose, der Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt, das Stefan Neubig vom Architekturforum moderiert. Ein Pflichttermin für alle also, die sich fragen, wie eine Stadt unter Berücksichtung der vielfältigen sozialen Bedürfnisse all ihrer Bewohner weiterentwickelt werden kann.
Veranstaltung: „Städte von Menschen – Städte für Menschen“. Podium zum gemeinschaftlichen Bauen
Wann: Freitag, 17.06.2016, 16:00–19:00 Uhr
Wo: Konzilgebäude, Unterer Saal, Hafenstraße 2, 78462 Konstanz
Eintritt frei
hb/Quelle: PR