Bildungsbetrieb heute: Nur “Stumpfsinn, Leistungswille, Konkurrenzkampf”?

Autor | 9. Mai 2015

Von der (nichtstudentischen) Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, nimmt sich der AStA der Konstanzer Universität im Rahmen einer Ringvorlesung spannender gesellschaftspolitischer Themen an. Die Studierendenvertreter_innen laden noch bis zum Juli im Wochenrhythmus zu Veranstaltungen ein, die sich unter dem Titel “Die Politik in der Krise?” mit den den Ursachen und Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise beschäftigen.

Studis-schlafendNachdem zuletzt die aus Griechenland stammende Übersetzerin Alexandra Pavlou darüber berichtet hat, wie sich das Land am Pelopones von unten gegen die von der EU verordnete Austeritätspolitik wehrt und organisiert, ist am 12. Mai nun Sandro Philippi zu Gast. Das Vorstandsmitglied des “fzs” (“freier zusammenschluss von studentInnenschaften” – das ist der bundesweite Dachverband von Studierendenvertretungen, der rund 90 Mitgliedshochschulen vertritt) wird über die Rolle sprechen, die das von neoliberalen Reformen deformierte öffentliche Bildungswesen “als umfassender Disziplinarapparat der Zurichtung von Menschen” spielt.

Für Philippi, er studiert in Konstanz Psychologie, Geschichte und Philosophie, ist die Rede von der Freiheit der Wissenschaft “zu einer abgeschmackten Phrase verkommen”. Tatsächlich seien Forschung und Bildung “bislang unkontrollierten Mechanismen ausgeliefert, die auf all ihre Inhalte einwirken”, heißt es im Ankündigungstext der Veranstaltung. Wer in diesen Institutionen Möglichkeiten erblicke, sich selbst zu verwirklichen, befinde sich gewaltig auf dem Holzweg: “Der normierende Schmelztiegel des Bildungsapparats verdampft die letzten Reste des bürgerlichen Individuums”.

Die Methoden seien im Rahmen neoliberaler Reformen an einigen Stellen zwar sicherlich subtiler geworden, doch gerade diese Subtilität sei es, die “die totale Strukturierung des Subjekts” befördere. Bei diesem rabenschwarzen Befund allein will es Philippi aber nicht belassen. “Nicht zuletzt werden wir der Frage nach Alternativen nachgehen. Wie könnten die Instrumente der Befreiung auf individuelle und gesellschaftliche Bedürfnisse eingestellt werden?”

jüg


Stumpfsinn. Leistungswille. Konkurrenzkampf. Die Formung des Selbst im „Bildungs- und Wissenschaftsbetrieb“
Dienstag, 12. Mai, 19 Uhr, Universität Konstanz, Raum A701, Veranstalter: AStA

Das weitere Programm der Ringvorlesung hier.

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