Linke werden jünger und weiblicher

Autor | 18. Januar 2019

In einer Marathon-Sitzung stellten sich Linke Liste Konstanz (LLK) und die Kreislinke am vergangenen Mittwoch in der Konstanzer Chérisy personell für das Kommunalwahljahr auf. Sie werden ein diverses BewerberIn­nenfeld mit vielen aussichtsreichen jungen KandidatInnen am 26. Mai auf ihren insgesamt fünf Listen für Kreis und Kommune zur Wahl stellen. Für das Konstanzer Stadtparlament wurde ein ehemaliger Bundestagskandidat an die Spitze der Liste gewählt.

Fast einstimmig nominierte die Versammlung Simon Pschorr zum Spitzenkandidaten für die Wahl zum Gemeinderat. Der 26-jährige Jurist will sich dort für eine stärkere Solidarität mit Geflüchteten, die Sanierung von Schulen und eine stärkere Kontrolle der Verwaltung einsetzen. Bereits bei der vergangenen Bundestagswahl hatte Pschorr mit einem hervorragenden Ergebnis für die Linke für Aufsehen gesorgt.

Auch den beiden bisherigen LLK-RätInnen wurde mit großer Mehrheit erneut das Vertrauen ausgesprochen. Anke Schwede, die auf den zweiten Listenplatz gewählt wurde, verwies auf die wichtige Rolle der LLK als Stimme der Schwachen im Rat. Starke Kritik übte sie etwa an den Bemühungen der Verwaltung zur Vertreibung von Obdachlosen aus dem Stadtbild sowie an Oberbürgermeister Uli Burchardt, der sich erst kürzlich über einen Gemeinderatsbeschluss hinwegsetzte, welcher Konstanz zum sicheren Hafen für schiffbrüchige Flüchtlinge deklariert hatte. Holger Reile, der ihr auf dem dritten Platz folgt, geißelte die grassierende Planlosigkeit in Verkehrs- und Wohnungspolitik (die Redebeiträge von Anke Schwede und Holger Reile im Wortlaut hier).

Dem Spitzentrio stellte die Versammlung auf den folgenden Listenplätzen viele junge Menschen zur Seite, die sich mit einer Vielzahl von Themen in der Kommunalpolitik einbringen möchte. Lara Herrlich kritisierte etwa die schlechten Arbeitsbedingungen in der Pflege. Daniel Schröder bemängelte, dass die Stadt jungen Menschen und Subkulturen zu wenig Raum zugestehe. Personell schaffte es die LLK zudem, mehr Frauen für Kandidaturen zu gewinnen. Bis einschließlich Platz 26 wechseln sich männliche und weibliche BewerberInnen ab.

Neubeginn im Kreistag

Ein kompletter Umbruch steht der Linken im Kreistag bevor. Auf mehreren Versammlungen im Anschluss an die LLK-Nominierung kürten die anwesenden Parteimitglieder die KandidatInnen für den Kreistag. Im aussichtsreichen Konstanzer Wahlkreis wurde Sibylle Röth als Spitzenkandidatin gewählt. Gemeinsam mit dem Betriebsrat Albert Voll, der vom zweiten Platz aus ins Rennen geht, will die streitfreudige Historikerin linke Akzente im neuen Kreistag setzen und hofft darauf, dort in Zukunft in Fraktionsstärke vertreten zu sein. Die amtierenden KreisrätInnen hatten ihren Verzicht auf aussichtsreiche Kandidaturen erklärt: Anke Schwede möchte sich verstärkt auf den Gemeinderat konzentrieren, bei Hans-Peter Koch machen gesundheitliche Gründe einen neuerlichen Antritt unmöglich.

Auch in drei weiteren – von insgesamt sieben – Wahlkreisen werden die Kreislinken auf dem Stimmzettel stehen: Die Singener Liste wird von Silke Stockebrand und Peter Mannherz angeführt, die derzeit auch eine offene Bündniskandidatur für die dortige Gemeinderatswahl vorbereiten. In Radolfzell kandidiert Simon Pschorr, während Wolfgang Kern als Spitzenkandidat für Stockach ins Rennen gehen wird.

dsc/zuerst erschienen bei seemoz.de (Fotos: dsc)

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