Brauchen wir längere Kneipenöffnungszeiten?

Autor | 3. Juni 2023

Im Gemeinderat wurde wieder einmal über eine Sperrzeitverkürzung für die innerstädtischen Lokale abgestimmt, also über verlängerte Kneipenöffnungszeiten bis 3.00 Uhr morgens an Werktagen bzw. 5.00 Uhr an Wochenenden, wie sie das Landesgesetz erlaubt.

Die Befürworter versprachen sich davon neben mehr Umsatz für die Gastronomie auch mehr Spaß vor allem für ein jüngeres Publikum, eine höhere Attraktivität der Stadt für Tourist*innen und eine Minderung des Lärmpegels durch eine Entzerrung der Abmarschzeiten der Gäste. Die Nachbar*innen der betreffenden Etablissements hingegen fürchteten um ihren Schlaf, wenn nächtliche Zecher bis zum Morgengrauen rauchend vor den Gaststätten auf den Straßen stehen und sich lautstark unterhalten.

Beide Seiten konnten also gute Gründe für sich ins Feld führen, am Ende entschied sich der Gemeinderat mehrheitlich gegen die Neuregelung und für eine Prüfung durch die Verwaltung.

Zwei wichtige Gesichtspunkte aber blieben in der Diskussion unserer Meinung nach weitgehend unberücksichtigt: Erstens die Belange der Arbeitnehmer*innen, die sich bei oft prekärer Bezahlung künftig ihre Nächte hinter den Tresen der Stadt um die Ohren schlagen sollten, ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit oder gar ihre Familien. Und zweitens der Mangel an nichtkommerziellen Unterhaltungs- und Treffmöglichkeiten, also an Grillplätzen, in Parks, in städtischen Einrichtungen, die zu sinnvoller Freizeitgestaltung anregen. Gerade in den für ruhesuchende Anwohner*innen besonders sensiblen Hochsommernächten wissen viele Menschen einfach nicht, wohin zum Feiern.

Die Konflikte am Herosépark, am Schänzle und anderswo können weder durch eine längere Kneipenöffnung noch durch einen Kommunalen Ordnungsdienst gelöst werden. Dazu braucht Konstanz vielmehr bessere Freizeitangebote.

Linke Liste (zuerst erschienen im Amtsblatt 10/2023)

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