Laubenhof: Kapitalismus in Reinkultur

Autor | 13. Februar 2020

Die Baustelle an der Unteren Laube ruft viel Verdruss hervor. Nicht nur, dass Dreck, Lärmbelästigung und Verkehrsgefährdungen zu beklagen sind, immer deutlicher wird auch, welch wohnungspolitische Chance hier vertan wurde. Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) baut an der Stelle des ehemaligen Vincentius im Rahmen des „Handlungsprogramms Wohnen“ einen massiven Wohnkomplex mit rund 126 Eigentumswohnungen. Nur 20 Prozent sind für geförderten Wohnraum vorgesehen, die Mieten dieser Wohnungen werden 20 bis 40 Prozent unter der ortsüblichen Vergleichsmiete (12,00 bis 14,00 €/qm) liegen. Potenziellen Anlegern macht der Immobilienvermarkter den Kauf mit dem Hinweis auf die im Vergleich mit freifinanzierten Objekten günstigeren Preis schmackhaft und verheißt eine „massive Wertsteigerung“ nach Ablauf der 15-jährigen Bindungsfrist. Deutlicher kann man nicht machen, dass es hier nicht um dauerhaft bezahlbaren Wohnraum geht, sondern um fette Geschäfte. Die Kaufpreise der Eigentumswohnungen, die von der Landesbank offensiv als Kapitalanlage beworben werden, liegen bei bis zu 7.200 €/qm. Die LBBW (oder die Stadt Konstanz?) ist auch dreist genug, am Bauzaun eine rührselige Geschichte von der kleinen Konstanze zu plakatieren, die bald mit ihrer Familie in den Laubenhof einziehen wird – verbunden mit der Aussage: „Hier entsteht Wohnraum für 250 Konstanzerinnen und Konstanzer“. Ein klarer Widerspruch zur Vermarktungsstrategie der Banker, die sich vor allem an finanzstarke InvestorInnen richtet. So wird die Stadtverwaltung Konstanz die Wohnungsnot bestimmt nicht lindern.

Unser Stadtrat Holger Reile hat für die heutige TUA-Sitzung um 16 Uhr eine entsprechende Anfrage formuliert.

„Die Linke Liste Konstanz bittet um Beantwortung folgender Fragen im öffentlichen Teil der kommenden TUA-Sitzung am 13. Februar 2020. Als da wären:

1. Der „Laubenhof“ ist Teil des Handlungsprogramms Wohnen, das ist derzeit am Bauzaun in großen Lettern zu lesen. Die Zielgruppenförderung wurde einst auf 20 Prozent gefördertem und 10 Prozent preisgedämpften Wohnungsbau festgesetzt – somit sollen höchstens 30 Prozent der geplanten Wohnungen zu halbwegs bezahlbaren Preisen angeboten werden. Frage: Ist dem (immer noch) so? Wer kontrolliert das? Die Stadt …?

2. Zudem wird über ein Werbebanner mit der „kleinen Konstanze“ Stimmung für den Laubenhof gemacht. In rührseliger Aufmachung wird hier die Geschichte von Konstanze erzählt, wie sie in Konstanz geboren ist, wie sie bald mit ihrer Familie in den Laubenhof zieht uswusf… Wurde diese fast schon zynische Propaganda, die keineswegs den Tatsachen entspricht, von der Stadt in Auftrag gegeben? Wenn nicht, von wem dann? Denn hier wird mit falschen Informationen – „Wohnraum für 250 KonstanzerInnen“ – gearbeitet. Das entspricht keineswegs den Tatsachen, denn teilweise liegt der Quadratmeterpreis bei rund 7000 Euro.

3. Haben Sie Kenntnis davon, dass die Wohnungsvermarkter den entstehenden Wohnraum überwiegend als Kapitalanlage anbieten? Wie uns zu Ohren kam, soll ein Großteil der bislang verkauften Wohnungen an Stuttgarter Investoren und Kapitalanleger gegangen sein.

Weitere Fragen ergeben sich eventuell aus der Diskussion.“

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