LLK findet Film über “wesentlichen Grundpfeiler der Konstanzer Kultur” förderwürdig

Autor | 27. Juli 2016

Der Antrag des aus Konstanz stammenden Dokumentarfilmers Douglas Wolfsperger, einen von ihm geplanten Film über die Geschichte des Scala-Kino mit einem außerordentlichen städtischen Zuschuss in Höhe von 36.500 Euro zu fördern, ist vom Gemeinderat mit 17 zu 21 Stimmen zurückgewiesen worden. Die Rathausspitze hatte dem Gremium eine Ablehnung des Förderantrags für das Projekts empfohlen, mit dem der bekannte Regisseur auch die Auseinandersetzungen um das Ende des beliebten Programmkinos dokumentieren will. Bezeichnend, dass einzelne Räte ihr Nein zur Förderung mit Befürchtungen begründeten, der renommierte Filmemacher Wolfsperger könne ein negatives Bild der Stadt zeichnen. Für die Linke Liste Konstanz begründete Holger Reile, warum sie den Förderantrag befürwortet hat.


Um es gleich vorneweg zu sagen: Auch die Linke Liste befürwortet eine zusätzliche und außerordentliche Förderung des Filmprojekts. Vor einiger Zeit stand auch bei uns die Sorge im Raum, dass vor allem eine ungesicherte Finanzierung der Postproduktion das gesamte Projekt hätte scheitern lassen können. Nun aber ist – die Belege liegen uns vor – eben diese Postproduktion finanziell in trockenen Tüchern, und das hat uns schlußendlich dazu bewogen, den Antrag heute zu unterstützen.

Die Geschichte des Scala-Kinos ist ein wesentlicher Grundpfeiler der Konstanzer Kultur gewesen, die auch immer wieder nicht nur ausgesprochene Cineasten in die Stadt geführt hat. Daran zu erinnern und dieses Erbe zu bewahren – quasi bis zum letzten und bitteren Vorhang – halten wir für wünschenswert. Somit wird zumindest bewahrt und konserviert, auch für die interessierte Nachwelt, was unwiderbringlich und zum Leidwesen sehr Vieler bald zu Ende gehen wird. Der Vergleich mit dem Antrag auf außerordentliche Förderung für das Campusfestival – der abgelehnt wurde – trifft hier nur bedingt zu, denn beim Scala handelt es sich zweifellos um ein Stück Konstanzer Stadtgeschichte, mit der sich Generationen aus Stadt und Land und auch über die Grenzen hinweg sehr eng verbunden fühlen.

Im Zusammenhang mit dem Niedergang dieses Kinos hat sich aber auch etwas entwickelt, was so nicht unbedingt vorhersehbar war: Tausende schlossen sich der Forderung an, das Kultkino zu erhalten. Aber der Lauf der Zeit orientiert sich fast ausschließlich an Rendite, Umsatz und an vollen Kassen. Damit kann ein eher umsatzschwacher Kulturbetrieb auf Dauer nicht konkurrieren. Es hätte eben sehr viel mehr gebraucht als schmale Lippenbekenntnisse, um dieses Kino zu retten. Die Geschichte ist bekannt, wir müssen sie hier nicht nochmal in epischer Breite runterbeten.

Das Scala steht mittlerweile aber auch dafür, dass sich ein großer Teil der Bürgerinnen und Bürger immer mehr Sorgen macht um die Qualität ihrer Stadt, Anteil nimmt an deren Entwicklung, Widerspruch formuliert gegen die Totalkommerzialisierung des öffentlichen Raums – und das gibt Anlass zur Hoffnung, wenn wir einen Blick in die Zukunft werfen. So gesehen hat sich ausgehend vom Scala eine zusätzliche Debatte entwickelt, die der Stadt nur gut tun kann, und die – vermute ich – auch Teil sein wird bei diesem Filmprojekt.

Wie bereits eingangs erwähnt: Wir stimmen dem Antrag zu und wünschen dem Regisseur bei der Umsetzung seines Projekts, das auch überregional für Interesse sorgen wird, viel Erfolg.

Holger Reile

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