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“Raus aus Kurdistan”

Trotz Minustemperaturen und eisigem Wind demonstrierten am vergangenen Samstag in Konstanz erneut um die 80 Menschen gegen den völkerrechtswidrigen Krieg des türkischen Diktators Erdogan im kurdischen Afrin in Nordsyrien, das Wegschauen der Bundesregierung und deutsche Waffenhilfe. “Raus aus Kurdistan” war ein vielgerufener Slogan, gemeint waren damit sowohl die türkische Armee als auch deutsche Leopard-Panzer, die sie bei ihren Angriffen einsetzt. Der von Kurd*innen der Bodenseeregion und der Partei DIE LINKE organisierte Protest hatte das Ziel, den völkerrechtswidrigen Angriff der Türkei gegen die kurdische YPG und die Menschen in der Stadt Afrin zu verurteilen.

Der friedliche Demonstrationszug startete am Samstag um 12 Uhr auf dem Münsterplatz mit bunten kurdischen Fahnen, zahlreichen Transparenten mit kurdischen und deutschen Aufschriften und immer wieder lautstarken Sprechgesängen, zog dann durch die Fußgängerzone und im weiten Bogen zur Marktstätte, wo eine kurze Abschluss-Kundgebung abgehalten wurde.

Etliche Redner, darunter kurdische Mitbürger, aber auch Jürgen Geiger, Sprecher der Konstanzer Linken, erinnerten daran, dass die Leopard-Panzer der türkischen Armee, die jetzt gegen die Kurden vorrücken, mit Ausrüstung vom Bodensee unterwegs sind – „angetrieben von MTU-Motoren aus Friedrichshafen und gesteuert von ATM-Computern aus Konstanz.“ Geiger bezeichnete die Politik der Bundesregierung als “schändlich”: Kanzlerin Merkel zeige sich bestürzt über die verheerenden Kämpfe in Ost-Ghouta, erwähne aber in keinem Wort die Aggression Erdogans gegen die kurdischen Gebiete in Nordsyrien. “Skrupellos stützt sie aus machtpolitischen Gründen ein diktatorisches Regime und duldet das Morden türkischen Militärs, das sich zu allem Übel auch noch mit islamistischen Terrorgruppen verbündet hat.” Ihren Protest verbanden die Demonstrierenden mit der Forderung an die deutsche Regierung, endlich die Rüstungsexporte an die Türkei einzustellen. „Schluss mit dem Schweigen“ und „Schluss mit den Massakern an kurdischen Zivilisten in der Region Afrin in Nordsyrien“.

hpk/red

Was nun, Herr Osner?

Man darf es wohl kleingeistig nennen, dass der Vertrag von Theaterintendant Christoph Nix nicht verlängert wurde. Und wieder einmal wurde in geheimer Abstimmung darüber entschieden. Seitdem brodelt es in der Stadt. Vermutungen und Gerüchte wabern. Kulturbürgermeister Andreas Osner (SPD) spielte bei der Provinzposse eine tragende Rolle. LLK-Stadtrat Holger Reile hat einen Offenen Brief an Osner geschrieben und ihn zu einer Stellungnahme aufgefordert. Der Text im Wortlaut.

Guten Tag, Herr Bürgermeister Osner.

Auf die übliche Anrede „Sehr geehrter …“ verzichte ich ganz bewusst. Der Grund: Ihr Verhalten und Ihre Aussagen kurz vor der Abstimmung über die Vertragsverlängerung von Christoph Nix war ehrlos und infam zugleich. Nicht nur ich war entsetzt darüber, mit welch fragwürdigen Argumenten Sie eine Kehrtwendung vollzogen haben und mit dafür sorgten, das Abstimmungsergebnis zu beeinflussen.

Sogar Ihre eigenen ParteigenossInnen waren teilweise fassungslos. Und das, obwohl Sie noch vor kurzem öffentlich erklärten, garniert mit Lob für das gesamte Theater, man habe einen Kompromiss – nämlich eine Verlängerung von sechs Monaten – gefunden. Mit Ihrer doppelten Rolle rückwärts sind Sie nicht nur dem Intendanten in den Rücken gefallen, sondern auch dem gesamten Theaterensemble. Und: Völlig außer acht gelassen haben Sie auch den Wunsch vieler BürgerInnen nach einer kurzfristigen Verlängerung des Vertrags von Christoph Nix. Mit Verlaub, Herr Osner, Ihr Verhalten war nicht mal im Ansatz nachvollziehbar und ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass Sie Ihrer verantwortungsvollen Aufgabe als Kulturdezernent nicht mehr gewachsen sind.

Abgeschirmt von der interessierten Öffentlichkeit konnten Sie, Herr Osner, Ihre Tiraden und Unterstellungen in einer Art Dunkelkammer vortragen. Schon im Vorfeld stellte die CDU den Antrag, man möge anschließend geheim abstimmen. Diesem Antrag stimmten 20 RätInnen zu, 14 waren dagegen. Nun spätestens wird wohl der Augenblick gekommen sein, dass man mir vorwirft, ich würde unerlaubterweise Details aus einer nichtöffentlichen Sitzung ausplaudern. Ich darf Ihnen verraten: Das tangiert mich nicht, im Gegenteil. Wir, und da schließe ich selbstverständlich auch Bürgermeister mit ein, sollten uns als kommunalpolitischer Arm einer Stadtgesellschaft begreifen, die ein Recht darauf hat zu erfahren, wie sich ihre gewählten VertreterInnen in einer wichtigen kulturpolitischen Entscheidung positionieren. Da es hier nicht um eine schlichte Personalie gegangen ist, hätte die Debatte öffentlich stattfinden können, ja müssen. Nur: Dazu braucht es Courage, die zumindest einer Hälfte des Stadtparlaments abzugehen scheint.

Kurz nach der Gemeinderatssitzung erklärten Sie dem Südkurier in einem Interview, wie Ihr plötzlicher Sinneswandel zu verstehen sei. Aber auch dabei, Herr Osner, beließen Sie es bei vagen Andeutungen, die lediglich dazu führen, dass weitere Spekulationen ins Kraut schießen. Um das zu verhindern, fordere ich Sie hiermit auf, Ihre Argumente gegen eine Verlängerung, die Sie in einem ca. 8 minütigen Vortrag erläutert haben, umgehend der Konstanzer Bürgerschaft mitzuteilen. Ähnliches erwarte ich auch von den KollegInnen im Konstanzer Gemeinderat.

Holger Reile
Stadtrat Linke Liste Konstanz (LLK)

Demo: Stoppt Erdoğan – Solidarität mit Afrin

Erneut rufen Kurdinnen und Kurden aus der Bodenseeregion für Samstag, 24.2, zu einer Demonstration in Konstanz gegen den Krieg der Türkei gegen die Menschen in Afrin auf. Unterstützt wird die Aktion vom Konstanzer Kreisverband der Partei die Linke.

Am 20. Januar 2018, also vor mittlerweile fast fünf Wochen startete die Türkei mit der Militäroffensive „Olivenzweig“ einen großangelegten Angriff gegen die nordsyrische Region Afrin. Dieser Angriff wurde unlängst auch vom deutschen Bundestag als „völkerrechtswidrig“ verurteilt. Dabei kooperiert die Türkei ganz offen mit dschihadistischen und islamistischen Milizen. So kämpft z.B. Tahrir al Sham, ehemals Al-Nusra Front, der syrische Ableger von Al-Qaida, mit auf der Seite der türkischen Armee.

Das türkische Militär und seine Verbündeten nehmen keine Rücksicht auf die Zivilbevölkerung: Bereits 165 Zivilisten sind ums Leben gekommen, mehr als die Hälfte davon Frauen und Kinder. Über 800 weitere Zivilisten wurden verletzt. Doch auch das ist Kalkül, versucht doch die Türkei eine demographische Veränderung in der Region zu erzwingen – Vertreibung der ursprünglichen, mehrheitlich kurdischen Bevölkerung und „Arabisierung“ der Region.

Doch die Menschen in Afrin sind nicht die einzigen, die unter diesem Krieg leiden. Das faschistoide türkische Regime geht mit eiserner Hand gegen die eigene Bevölkerung vor: Seit Beginn des Krieges wurden mittlerweile über 1000 Menschen wegen Kritik am türkischen Angriffskrieg inhaftiert.

Die deutsche Bundesregierung schweigt zu der völkerrechtswidrigen Aggression und stärkt Erdoğan damit den Rücken. Dazu kommt, dass der NATO-Partner Türkei und seine islamistischen Verbündeten diese Verbrechen mit Waffen aus deutscher Produktion, wie etwa Leopard-II-Panzern, begehen. Mit ihnen wird nicht nur die Zivilbevölkerung angegriffen, sondern auch jene Frauen und Männer, die aufopferungsvoll den IS in ihrer Hochburg Rakka, in Kobanê und anderen Orten besiegt und somit auch unsere Sicherheit in Deutschland verteidigt haben.

Wir rufen zu breiter Solidarität mit Afrin auf und fordern von der Bundesregierung:
1. Sofortige Maßnahmen, insbesondere auch auf UNO-, EU- und NATO-Ebene, für die Beendigung des völkerrechtswidrigen Angriffs des türkischen Militärs auf Afrin
2. Sofortiges Ende deutscher Rüstungsexporte in die Türkei und sonstige autokratische Regime
3. Politischen und diplomatischen Einsatz für die Wiederaufnahme der 2015 abgebrochenen kurdisch-türkischen Friedensgespräche
4. Die Anerkennung der Demokratischen Föderation Nordsyrien und Unterstützung der demokratischen Selbstverwaltungen
5. Humanitäre Hilfe für den Kanton Afrin, insbesondere für Verwundete und Flüchtlinge

Termin, Ort und Zeit: Samstag, 24.2., Konstanz, Münsterplatz, 12.00 Uhr.

Veranstaltungsreihe: “Recht auf Stadt?!”

Wir weisen gerne auf eine spannende Veranstaltungsreihe der Konstanzer “input”-Gruppe hin, die heute Abend mit einem Vortrag des Mietshäusersyndikats beginnt. Die Veranstalter*innen schreiben in ihrer Ankündigung dazu:

Mit der Veranstaltungsreihe „Recht auf Stadt?! Auseinandersetzungen um städtischen Wohn- und Lebensraum“ soll die Tendenz zu immer teureren Mieten und der damit einhergehenden Verdrängung hinterfragt und Möglichkeiten aufgezeigt werden, wie politische Alternativen aussehen können. Geplant sind vier Veranstaltungen zwischen Februar und April. Bis auf die Filmvorführung am 13.3. werden sie alle im Café Mondial, Zum Hussenstein 12, 78462 Konstanz, stattfinden.

Referentin des ersten Vortrages am 23.2. ist Helma Haselberger vom Freiburger Mietshäusersyndikat. Das Mietshäusersyndikat berät und entwickelt seit mehr als 30 Jahren Hausprojekte. Sein Ziel ist, Gemeineigentum an Haus und Grund, bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit wenig Geld sowie Raum für Gruppen und politische Initiativen zu schaffen. Dabei mischt sich das Mietshäusersyndikat auch in die politische Auseinandersetzung um eine soziale Stadtentwicklung ein. Am Beispiel Freiburg werden Einflussmöglichkeiten zivilgesellschaftlicher Initiativen auf die städtische Wohnbaupolitik und das Modell Mietshäusersyndikat als Ansatz für kostengünstiges, solidarisches Wohnen diskutiert.

In der zweiten Veranstaltung am 13.3. gibt es den Film der Filmemacher Siggi Held und Bodo Kaiser „Diogenes in Freiburg: Politische Hintergründer der Häuserkämpfe in den 70ern und 80ern“. Mit dem Film und der anschließender Diskussion mit den Regisseuren soll daran erinnert werden, dass dieses Thema noch vor einigen Jahren zehntausend Menschen in Freiburg auf die Straße trieb. Anfang der 1980er gab es in der Bundesrepublik noch um die 400 besetzten Häuser. Wie kam es dazu und was können wir aus diesen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen lernen?

Auch in Konstanz gibt es Obdachlosigkeit. Was sind die Hintergründe, welche unterschiedlichen lokalen Forderungen gibt es und wie kann man sich solidarisch zeigen? Thema der dritten Veranstaltung am 20.3. mit der AGj Wohnungslosenhilfe Konstanz.

Für die vierte Veranstaltung am 10.4.2018 wurden Aktivist*innen aus Berlin eingeladen, die sich gegen Mieterhöhungen, Verdrängungen und Zwangsräumungen einsetzen. Es geht um die Frage, welche Mittel legitim und möglicherweise notwendig sind, um eine gerechtere Gesellschaft zu erreichen?

Die Veranstaltungen sind wie immer kostenlos. Für die Filmvorführung wird um Spenden gebeten, die dem Zebra Kino zugute kommen.

MM

Aufstand im Ratssaal

In der gestrigen Gemeinderatssitzung scheiterte der Antrag auf eine Verlängerung des Vertrages von Christoph Nix in nichtöffentlicher Sitzung denkbar knapp mit 17:17 Stimmen. Der sichtlich getroffene Nix erklärte daraufhin, dass damit auch die Theatertage in Konstanz gestorben seien. Außerdem wurden zwei Gemeinderäte für zwei Jahrzehnte Ratsarbeit geehrt. Einer davon gab sich betont kämpferisch.

Das Thema der Sitzung war natürlich die noch einmal angedachte Vertragsverlängerung für Christoph Nix um sechs Monate bzw. ein Antrag der LLK, ihn gar um elf Monate zu verlängern. Das Ziel beider Anträge: Nix sollte noch genug Zeit erhalten, die Baden-Württembergischen Theatertage in Konstanz zu organisieren.

Da die Sitzung nichtöffentlich war, hier die wenigen Fakten (oder vielleicht auch einige Gerüchte), die bis jetzt durchgesickert sind.

Wieder eine geheime Abstimmung

Dem Vernehmen nach wurde über Nix wieder geheim abgestimmt und der Antrag auf eine sechsmonatige Verlängerung fand mit 17:17 Stimmen keine Mehrheit, womit er abgelehnt wurde. In der Sitzung hätten demnach sechs der 40 Ratsmitglieder gefehlt, vermutlich wegen der allgegenwärtigen Grippe. Der LLK-Antrag auf eine elfmonatige Verlängerung war zuvor ebenfalls gescheitert: Er soll immerhin stolze 12, 13 oder 14 Ja-Stimmen erhalten haben, da gehen die Berichte auseinander.

Aus dem bürgerlichen Lager verlautete unter der Hand, Bürgermeister Andreas Osner habe vor der Abstimmung eine schwache, “ziemlich verlogene” Rede gegen Nix gehalten, um den Rat irrezuführen. Dadurch seien einige Gegner von Nix aus Verachtung für Osner bewogen worden, am Ende doch noch für Nix zu stimmen. Daraus erkläre sich das knappe Ergebnis, sonst wäre die Abstimmung viel deutlicher gegen Nix ausgefallen. Ein Vertreter des Jungen Forums (JFK) legte ausdrücklich Wert (“bitte schreibt das”) auf die Feststellung, dass das JFK geschlossen für Nix gestimmt habe.

Christoph Nix erhielt von Oberbürgermeister Uli Burchardt die Gelegenheit zu einer kurzen persönlichen Erklärung. Er sagte erwartungsgemäß, dass die Baden-Württembergischen Theatertage in Konstanz damit definitiv abgesagt sind. “Schuld daran trägt allein die Politik! Wir haben all die Jahre lang fleißig und erfolgreich gearbeitet.”

Vox populi vox dei

Als das zahlreich erschienene Publikum dann zu Beginn der öffentlichen Sitzung gegen 18 Uhr vom Ergebnis der Abstimmung erfuhr und Nix seine Worte gesprochen hatte, brach auf den Bänken offene Empörung aus. “Das ist nicht im Interesse von Konstanz,” erscholl es. Die engagierte Bürgerin Angelika Bernecker trat in der Bürgerfragestunde ans Rednerpult und rief ihre Frage den Gemeinderätinnen und -räten zu: “Haben Sie denn vergessen, dass Sie den Eid geleistet haben, die Bedürfnisse und Interessen der Bürger zu vertreten? Das tun hier doch nur noch ganz wenige: Die LLK, Gisela Kusche und Anselm Venedey, und sonst kaum einer. Erinnern Sie sich überhaupt noch an ihren Eid?” Ein älterer Herr in hohem Silberrückenalter verbreitete sich zornig in den Publikumsreihen: “Jetzt langt’s, macht nur so weiter, dann gibt’s hier in ein paar Monaten eine Revolution!”

Er tut es wieder

Nach einer Schweigeminute für die jüngst verstorbene Sonja Hotz wurden Kurt Demmler (CDU) und Klaus-Peter Kossmehl (FWK) für zwanzig Jahre Arbeit im Konstanzer Gemeinderat geehrt. Sie erhielten aus der Hand des OBs neben einer Flasche Konstanzer Weines auch eine Auszeichnung des Städtetages.

Kossmehl, von seinen Freunden liebevoll “Kossi” genannt, saß von 1997 bis 2014 für die CDU im Rat. Direkt nach der damaligen Gemeinderatswahl wechselte er völlig überraschend zu den Freien Wählern ein paar Stühle weiter, weil er mittlerweile die Interessen des örtlichen Mittelstandes dort besser aufgehoben sah. Kossi bedankte sich im Vorbeigehen ironisch bei seinen ehemaligen politischen Freunden von der CDU für deren Applaus. Die meisten CDUler hatten bei seiner Ehrung nämlich nicht geklatscht, was äußerst ungewöhnlich ist. Bei Ehrungen ist es einfach Brauch, selbst dem politischen Gegner Respekt zu erweisen (sofern man nicht mal gaaanz plötzlich auf die Toilette muss).

Klaus-Peter Kossmehl erklärte seemoz gegenüber, den CDUlern, die ihm den Beifall versagt hätten, fehle jeglicher Anstand. “Aber ich freue mich schon richtig darauf, zur nächsten Kommunalwahl wieder anzutreten und der CDU so viele Stimmen abzunehmen, dass es denen richtig wehtut.”

O. Pugliese (zuerst erschienen bei seemoz.de)

Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben

Im Technischen und Umweltausschuss wurden einige entscheidende Entwicklungen der Konstanzer Stadtplanung debattiert. So geht der Umbau des Siemens-Areals in die nächste Runde, und im Industriegebiet wird ein sozialer Brennpunkt für Flüchtlinge geschaffen. Außerdem fordern die Konstanzer beherzt Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur – von den Schweizern.

Während früher alles Böse aus dem Norden oder Osten kam (Schwaben!, Moskau!), stammt es heutzutage aus dem Süden und Westen. Nein, gemeint ist für einmal nicht Donald Trump, sondern der grenzüberschreitende Einkaufsverkehr aus der Schweiz.

Am Zoll geht wenig

Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn gab einen Überblick über die aktuelle Verkehrsentwicklung. Nach seinen Worten hat es in diesem Jahr in der Konstanzer Innenstadt bisher lediglich zwei Tage gegeben, an denen zwischen Lago und schweizerischer Grenze wenig ging. Die Lage habe sich also – vor allem dank des umsichtigen Einsatzes der Verkehrskadetten – gegenüber dem Vorjahr erheblich entspannt, obwohl die Menge der anreisenden Eidgenossen gleich groß geblieben sei. Damit stellte er seiner Verkehrspolitik ein gutes Zeugnis aus.

Ein Problem allerdings brenne den Konstanzern nach wie vor unter den Nägeln, und das seien die Warteriesenschlangen vor der Gemeinschaftszollanlage Tägermoos bei der Ausreise in die Schweiz. In der Tat stauen sich dort in der Europastraße zwischen den Lärmschutzwänden Pkw wie Lkw sogar an halbwegs “normalen” Tagen so dicht bis zurück zur Schänzlebrücke, dass einen schon das bloße Zugucken von einer der Brücken aus ganz fertigmacht.

Karl Langensteiner-Schönborn wies auch darauf hin, dass der Verkehr am Zoll weiter zunehmen dürfte, weil nach dem Ausbau der B33 deutlich mehr Kraftfahrzeuge über Konstanz in die Schweiz fahren werden. Die Erfahrung lehrt ja, dass neue Straßen den Verkehrsfluss nicht wie versprochen entlasten, sondern immer mehr Verkehr schaffen, so dass auch sie bald nicht mehr ausreichen – die bekannte Teufel-Beelzebub-Geschichte.

Langensteiner-Schönborn erinnerte an den Grenzübergang bei Basel, der von den Schweizern wesentlich großzügiger ausgestattet sei als der in Konstanz. Er will die Schweizer im Namen der Stadt Konstanz jetzt nachdrücklich dazu auffordern, den Zoll im Tägermoos nach Baseler Muster so umzubauen, dass zumindest durch eine Mittelinsel eine zweite Abfertigungsspur entsteht.

Stephan Fischer, bei der Stadt mit der strategischen Verkehrsplanung befasst, berichtete, dass auf der vorhandenen Spur bei den vorgeschriebenen 20 km/h nur 750 Autos pro Stunde in die Schweiz reisen können. Ähnlich wie am Emmishofer Zoll sei damit auch hier im Tägermoos die Kapazität unzureichend. Die schweizerische Seite ist nach seinen Ausführungen nicht grundsätzlich gegen die von den Konstanzern geforderte Zweispurigkeit, lehne aber die vorgeschlagene Lösung ab und wolle im Zweifelsfall größere Umbauten vornehmen. Seine Stimme verriet allerdings: Der Gedanke an den Ausbau einer Zollanlage in einem wertvollen Biotop im schweizerisch-deutschen Grenzgebiet ist für einen Verkehrsplaner scheint’s ein ähnlicher Albtraum wie Verhandlungen mit der Deutschen Bahn über einen barrierefreien Bahnhof.

Erste Bilder der künftigen Shedhalle

Einen weiteren Einblick in das geplante Geschehen auf dem Siemens-Areal gab Maria Wechsel von der i+R Gruppe, die im letzten Jahr den Zuschlag für das Gelände erhalten hat und jetzt den nächsten Planungsschritt in Angriff nimmt. Der Zeitplan sieht vor, dass die beteiligten Architekten ihre Arbeiten für den städtebaulichen Wettbewerb bis Anfang August einreichen müssen und am 21. September die Preisfestsetzung erfolgt. Danach wird man etwas klarer sehen.

Eines steht fest: Auf dem Areal werden einige Gebäude abgerissen, während andere erhalten und umgewidmet werden sollen, wobei auch der Denkmalsschutz ein Wörtchen mitzureden hat. Die Gebäude entlang der Bücklestraße, die sich in gutem Zustand befinden, sollen gewerblich genutzt und lediglich im Eingangsbereich verändert werden, so dass es in Zukunft auch einen direkten Zugang von der Straße aus gibt.

Auf dem Areal steht natürlich insbesondere die raumgreifende Shedhalle mit ihrem charakteristischen Sägezahndach im öffentlichen Blickpunkt. Zusammen mit einem Architekten präsentierte Maria Wechsel eine mögliche Lösung für das denkmalgeschützte Bauwerk. Danach soll das Gebäude nach drei Seiten hin geöffnet und mit einer Glasfassade versehen werden. Das Konzept sieht eine flexible Nutzung vor, da die einzelnen Sheds auch abgetrennt und so als kleinere Einheiten verwendet werden können. Während ein erster Entwurf noch stark an ein Gewächshaus à la Reichenau erinnerte, sah der zweite bereits Gliederungselemente vor, die die Shedhalle auf den ersten Blick als hellen, lichten Raum sympathisch machen. Da i+R das gesamte Ensemble nicht selbst behalten, sondern größtenteils weiterveräußern wird, liegt die konkrete künftige Nutzung der Halle beim Erwerber. In der Halle und ihrer Umgebung ist öffentlich zugänglicher Raum also zumindest angedacht.

Das Hohelied vom Sachzwang

In Stromeyersdorf, zwischen Line-Eid- und Reichenaustraße, soll eine neue Flüchtlingsunterkunft entstehen, die rund 300 Menschen beherbergen kann. Möglich macht dies eine spezielle Gesetzesänderung, denn ursprünglich waren in diesem Gewerbegebiet Wohnanlagen nicht zulässig. Klaus-Peter Kossmehl (FWK), der seit bereits 20 Jahren selbstlos die Interessen des örtlichen Mittelstandes im Gemeinderat vertritt, sprach sich vehement gegen diese Einrichtung aus, die er als “Ghetto” geißelte. Andere Redner nannten diese Massenunterbringung zwar unerfreulich, bezeichneten sie angesichts des Mangels an Wohnraum für Flüchtlinge aber als alternativlos. Holger Reile (LLK) schloss sich der Kritik am Flüchtlingsghetto ausdrücklich an und forderte seine KollegInnen, die wie Peter Müller-Neff (FGL) Bauchschmerzen aus sozialen Gründen bekundet hatten, auf, gegen diese Unterkunft zu stimmen. Am Ende gab es aber nur drei Gegenstimmen von FWK und LLK, und Zahide Sarikas (SPD) enthielt sich.

Damit ist beschlossene Sache, was man bisher immer wieder ausdrücklich ablehnte: Es wird ein kostengünstiges Ghetto in unattraktiver Lage entstehen, in dem mehrere hundert Menschen auf engem Raum zusammengepfercht werden. Das ist absehbar die Geburtsstunde eines sozialen Brennpunktes, und “Willkommenskultur”, “soziale Integration” und ähnliche Politikerworte erweisen sich als heiße Luft. Leidtragende sind in erster Linie die Flüchtlinge.

O. Pugliese (zuerst erschienen bei seemoz.de)

Liebe Konstanzerinnen und Konstanzer, liebe Fasneter,

der einzigartige Ausnahmezustand, der unsere schöne Stadt so besonders prägt, steht wieder vor der Tür: Es ist wieder Fasnet! Ein solch großes, ausgelassenes Fest folgt seinen ganz besonderen Regeln – gerade weil die Fastnacht davon lebt, keine Regeln zu haben. Trotzdem braucht es ein Sicherheitskonzept für den absoluten Notfall. Nachdem es an der Marktstätte in der Vergangenheit mit Betrunkenen zu Konflikten gekommen ist, sollen dieses Jahr zwei Partyschwerpunkte geschaffen werden: Der Südkurier wird auf der Marktstätte feiern, während auf dem Stephansplatz die Nachtschwärmer-kn auflegen. Auf beiden Veranstaltungsflächen werden Security-Kräfte eingesetzt. Die Stadt beteiligt sich teilweise an deren Finanzierung. Die Linke Liste steht dem mit Skepsis
gegenüber. Sicherheit im öffentlichen Raum zu gewährleisten ist wichtig! Allerdings ist das originäre Aufgabe der Polizei – diese ist geschult, ausgebildet und hat die rechtlichen Möglichkeiten, Streitigkeiten auch ohne Gewalt beizulegen. Taschenkontrollen und andere Eingriffe in Ihre Grundrechte dürfen schwarzen Sherriffs nicht überlassen werden. Sicherheit darf nicht zulasten Ihrer Freiheit gehen.

Simon Pschorr, Linke Liste Konstanz – erschienen im Amtsblatt 3/2018

Bodenseeforum: Das Millionengrab

Liebe Konstanzerinnen und Konstanzer,
es vergeht kaum ein Tag, an dem es nicht neue Negativmeldungen über das Bodenseeforum zu lesen gibt. Falls Sie es noch nicht wissen sollten: Die Linke Liste Konstanz (LLK) war die einzige Fraktion im Gemeinderat, die von Anfang an dagegen war, dieses hochgradig riskante finanzielle Abenteuer einzugehen. Schon kurz nach der Eröffnung mussten nochmals Millionen Euro hinterhergeschoben werden und bis in zwei Jahren werden Sie als SteuerzahlerInnen damit rechnen müssen, dass für dieses angebliche „Haus für alle“ Kosten von rund 20 Millionen aufgelaufen sind. Und das wird noch nicht das Ende der Fahnenstange sein. Da werden hohe Summen verbraten, die u. a. besser im sozialen Bereich oder bei der Schaffung günstigen Wohnraums angelegt wären. Trotz des finanziellen Desasters hält man aber weiterhin fest an einem Projekt, das jetzt schon zu den riskantesten der Konstanzer Nachkriegsgeschichte gerechnet werden kann. Die dafür Verantwortlichen sitzen im Gemeinderat und vor allem im Rathaus. Zwei wichtige Termine für Sie schon mal zum Vormerken: Kommendes Jahr wird ein neuer Gemeinderat gewählt und ein Jahr später finden die OB-Wahlen statt.

Anke Schwede, Holger Reile (LLK) – erschienen im Amtsblatt 2/2018

Die Wohnungspolitik vom Kopf auf die Füße stellen

Die Linke Liste Konstanz (LLK) fordert einen Kurswechsel in der städtischen Wohnungspolitik. Das Handlungsprogramm Wohnen sollte mehr bezahlbare Wohnungen schaffen und die Mieten dämpfen. Die jüngst veröffentlichten Zahlen belegen jedoch, dass es zu einer weiteren Verschärfung geführt hat. Fast zwei Drittel der vornehmlich von Privatinvestoren hochgezogenen Neubauten liegen im Hochpreis-Bereich, was zusätzlich zum Preisauftrieb beiträgt.

In einem Antrag an den Gemeinderat formuliert die LLK jetzt Forderungen, um den Bau bezahlbaren Wohnraums anzukurbeln und die Mietexplosion zu stoppen. So will sie das Handlungsprogramm auf sozialen und preisgedämpften Wohnungsbau eingrenzen. Verlangt werden Mietobergrenzen für förderten Wohnraum und mehr städtische Gelder für den Bau von Wobak-Wohnungen für Gering- und Normalverdiener_innen. Auch die Deckelung von Mieten, längere Preisbindungen und die Förderung genossenschaftlicher Träger und alternativer Wohnformen sind Teil des Forderungskatalogs. Nur öffentliche Träger und Genossenschaften schaffen bezahlbare Wohnungen, sie müssen Priorität gegenüber dem Markt haben. Nur so kann die Stadt ihrer Aufgabe nachkommen, das Grundrecht Wohnen für ihre Bürger_innen zu sichern.

Anke Schwede (Stadträtin), Holger Reile (Stadtrat), erschienen im Amtsblatt 1/2018

LLK fordert rechtliche Prüfung zum Nix-Vertrag

War die geheime Abstimmung über eine Verlängerung des Vertrags von Theaterintendant Christoph Nix zulässig? Die Linke Liste hat da ihre Zweifel, fordert eine Überprüfung und womöglich eine neue Abstimmung. Hintergrund: Der Theaterchef, der während seiner Amtszeit die Konstanzer Bühnen durch seinen kreativen Aufführungen einen großen Aufschwung beschert hat, wollte noch ein Jahr dranhängen. Die Linke Liste hat das begrüßt. Der streitbare Nix, der sich oft auch mit kritischer Stimme zu Politischem äußerte, plant zum Abschluss seiner Amtszeit noch zwei große Projekte: Die baden-württembergischen Theatertage noch einmal an den See zu holen und mit “Atlantis” eine see- und länderumspannende Theaterutopie zu realisieren. Einer Mehrheit im Gemeinderat scheint das indes nicht zu passen.  Die LLK-Erklärung im Wortlaut:

In der Gemeinderatssitzung am 18.1. stand im nichtöffentlichen Teil auch ein Antrag auf der Tagesordnung, in dem angeregt wurde, den Vertrag von Theaterintendant Christoph Nix über 2020 hinaus um ein Jahr zu verlängern. Das Abstimmungsergebnis – 24 RätInnen stimmten gegen den Antrag und 13 dafür – wurde tags darauf über den Südkurier verbreitet und gelangte somit in die Öffentlichkeit.

Die Linke Liste Konstanz (LLK) bezweifelt, ob diese Abstimmung überhaupt Gültigkeit hat. Die Gründe: Vor der Abstimmung wurde angeregt, diese Abstimmung solle geheim erfolgen, was dann auch passierte. Es war wohl auch der späten Stunde geschuldet, dass man schlichtweg vergessen hat, vor der eigentlichen Abstimmung darüber abstimmen zu lassen, ob der Antrag auf geheime Abstimmung überhaupt eine Mehrheit findet.

Die Linke Liste fordert die Verwaltung auf, eine rechtliche Prüfung zu veranlassen. Sollten wir mit unserer Einschätzung Recht haben, dass diesbezüglich ein Verfahrensfehler vorliegt, ist unserer Meinung nach das Abstimmungsergebnis vom 18.1.2018 ungültig. Trifft das zu, muss der Punkt bei der nächsten Gemeinderatssitzung erneut zur Abstimmung auf die Tagesordnung.

Anke Schwede
Holger Reile
Linke Liste Konstanz (LLK)