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Singen: Mehrheit für Shoppingmall

ECE-DemoDas Ergebniss des Bürgerentscheids in Singen über die Shoppingmall: 7.814 Ja-, 5.506 Nein-Stimmen. Die Pro-Fraktion schaffte mit 21,57% damit auch knapp das Quorum (20%), gegen die ECE-Pläne sprachen sich 15,20% der Abstimmenden aus. Die Wahlbeteiligung lag, wie befürchtet, bei niedrigen 36,84%.

Triumphieren kann jetzt erst einmal der Großinvestor ECE, ein Ableger des Hamburger Otto-Konzerns. Die Weichen sind in der Hohentwielstadt endgültig für ein gigantisches Einkaufszentrum gestellt, das mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nur Teile des bestehenden Einzelhandels, seine Inhaber und Beschäftigten, in existentielle Nöte stürzen, sondern auch die Spielräume für eine bürgergerechte Stadtentwicklung empfindlich einengen wird. Den Hamburger Profitrittern ist es damit gelungen, der Stadt ihren Stempel aufzudrücken. Ihre professionell aufgezogene Propagandashow für grenzenlosen Konsum hat offensichtlich gefruchtet. Den Oberbürgermeister und eine erdrückende Gemeinderatsmehrheit (der mit 26 zu 3 für das Projekt votiert hatte) wußten sie dabei sowieso hinter sich.

Natürlich herrscht nach diesem Ergebnis erst einmal Enttäuschung. Doch auch nach der Niederlage ist eines festzuhalten: Der Bürgerinitiative “Für Singen” und ihren Unterstützern ist es gelungen, viele Menschen für die Vision einer Stadt zu mobilisieren, in dem nicht nur das neoliberale Credo des Marktes und des Konsums zählt, in der Platz für alle bleibt. Deutlich geworden ist, dass der Gemeinderat nicht die in der Stadt vorhandenen Meinungen widerspiegelt und sich über die Interessen und Wünsche eines nicht unbeträchtlichen Teils der Bevölkerung hinweg gesetzt hat. Auch das ist ein Ergebnis des Bürgerentscheids vom Sonntag, den es überhaupt nur wegen des Engagements von “Für Singen” gegeben hat.

Das zeigt, wie notwendig öffentlicher Druck auf die Mandatsträger und die Stadtspitze ist. Daran gilt es jetzt anzuknüpfen, denn in Singen harren zahlreiche Baustellen ihrer Lösungen, hauptsächlich im Sozial- und dabei vor allem im Wohnungsbereich. Man sollte sie nicht dem Rathaus überlassen.

J. Geiger

Stellungnahme der Bürgerinitiative “Für Singen”

Wir danken allen, die uns aktiv und passiv unterstützt haben und ihr Kreuzchen bei NEIN gemacht haben – wir sind einen guten Weg miteinander gegangen – mutig, kompetent und durchhaltefähig!

Wir haben mit unserer Arbeit wesentlich dazu beigetragen, dass die Diskussion über ein Thema, das die Stadt für Jahrzehnte prägen wird, demokratisch kontrovers diskutiert wurde. Bei einer solch weitreichenden Entscheidung müssen Alternativen aufgezeigt werden, und es kann nicht sein, dass in einer Stadt alle der gleichen Meinung sind. So spiegelt das Ergebnis auch nicht das Mehrheitsverhältnis im Singener Stadtrat für das Projekt wieder. 15 % der Wahlberechtigten stimmten gegen das Projekt.

Der Bürgerentscheid war für uns nicht erfolgreich – wir konnten mit unseren Argumenten die Mehrheit der Singener Bevölkerung nicht erreichen.

Nun liegt die Verantwortung bei der Stadt, dem Gemeinderat und der Mehrheit der abstimmenden Singener, das Beste für Singen zu tun.

Die Versprechungen zur Stärkung der „Reststadt“ sollten nicht vergessen werden! Wir werden diese, wenn nötig, einfordern.

Wir sind nach wie vor bereit, uns für unsere Stadt zu engagieren und freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit zum Wohle von Singen.

Linke Liste gegen Einschränkungen bei Infoständen

Seit Jahrzehnten ist es in Konstanz guter Brauch, dass zivilgesellschaftliche Gruppen und politische Organisationen mit Informationsständen auf ihre Anliegen aufmerksam machen können. Bis vor kurzer Zeit genehmigten die zuständigen Stellen der Konstanzer Stadtverwaltung solche Stände meist problemlos und zu relativ moderaten Kosten, einige Gruppen waren von den Kosten ganz befreit. Nach einer Intervention der Linken Liste Konstanz gelang es sogar, das Verbot von Infoständen auf Wochenmärkten außerhalb von Wahlkampfzeiten aufzuheben.

Doch Berichte mehrerer Initiativen, in erster Linie des „Konstanzer Bündnisses gegen TTIP, CETA und TiSA“, lassen befürchten, dass es in der Stadtverwaltung Bestrebungen gibt, das Rad zurückzudrehen und diese eigentlich selbstverständliche Möglichkeit der öffentlichen Meinungsäußerung empfindlich einzuschränken. Folgende beunruhigende Entwicklungen sind zu beobachten:
– Bisher hat das zuständige Amt „Verkehrswesen“ Infostände problemlos in der gesamten Innenstadt genehmigt. Seit März gibt es zunehmend Schwierigkeiten, eine Genehmigung für Stände auf dem Obermarkt zu bekommen.
– Die einigen Gruppierungen – darunter BUND, Greenpeace, Weltladen – gewährte Kostenbefreiung soll künftig nur noch für vom Amt gutgeheißene Themen gelten bzw. könnte ganz wegfallen.
– Bis Anfang Juni konnten bis zu sechs Infostände gleichzeitig für 25 Euro beantragt werden. Jetzt heißt es, nur noch ein Stand pro Initiative und Monat sei erlaubt. Zusätzlich soll die Standgebühr ab Mitte Juli auf 50 Euro pro Stand steigen. Solche Preise können die meisten Initiativen nicht zahlen – wir nennen dieses Vorgehen der Verwaltung behördliche Abzockerei.

Die Linke Liste hatte auf der April-Gemeinderatssitzung zu diesen Einschränkungen eine Anfrage gestellt und Kritik daran geübt – insbesondere angesichts der Konstanzer Stellungnahme gegen die Freihandelsabkommen TTIP, CETA und TiSA vom Oktober 2014. Um das Thema grundlegend erörtern und einen Beschluss fassen zu können, wurde uns von der Stadtverwaltung zugesichert, bis vor der Sommerpause eine Vorlage für den Gemeinderat zu erstellen – diese Zusage hat man jetzt kurzfristig wieder zurückgezogen.

Für ehrenamtlich tätige Initiativen und Organisationen bedeutet die verschärfte Gangart bei der Genehmigung von Infoständen eine empfindliche Behinderung ihrer Aktivitäten. Informationsstände sind ein wichtiges Instrument für Bürgerinnen und Bürger, öffentlich für ihre Ziele zu werben oder Kritik zum Ausdruck zu bringen. Das zu beobachtende restriktive Vorgehen bei der Genehmigung und die drastischen Gebührenerhöhungen sind deshalb eine nicht hinzunehmende Einschränkung des Rechts auf freie Meinungsäußerung.

Die LLK fordert den Oberbürgermeister auf, für ein Ende dieser Praktiken zu sorgen und wieder zur alten Verfahrensweise zurückzukehren. Wir werden uns darüber hinaus auch dafür einsetzen, dass Informationsstände künftig generell kostenfrei bleiben.

Anke Schwede, Holger Reile
Linke Liste Konstanz (LLK)

Übrigens: LLK hat jetzt Fraktionsstatus

Wäre im anstrengenden politischen Tagesgeschäft fast untergegangen, soll aber hier nachträglich doch noch vermerkt werden: Seit dem 24. Mai 2016 besitzt die Linke Liste Konstanz den Status einer Fraktion. Bisher galten wir in der Verwaltungs-Nomenklatur lediglich als Gruppierung. Hört sich nach einer Formalie an, ist aber alles andere als das. Beispielsweise können wir jetzt eigenständig Anträge für den Gemeinderat stellen, bislang mussten wir dafür immer bei weiteren StadträtInnen um Unterstützung werben. Damit haben sich unsere beharrlichen Bemühungen, die kommunalrechtlichen Spielräume zugunsten kleiner Gruppierungen auszuschöpfen, am Ende ausgezahlt. Der Fall zeigt wieder einmal: Hartnäckigkeit führt (meist) zum Ziel. Zum Sprecher der Fraktion haben wir Holger Reile bestimmt.

DIE LINKE: Am 17. Juli NEIN zum ECE-Konsumtempel

FuerSingen_Wohnraum_BannerAm kommenden Sonntag entscheiden die Bürgerinnen und Bürger in Singen darüber, ob der Hamburger Immobilien­investor ECE im Herz der Innenstadt ein gigantisches Einkaufszentrum bauen lassen darf. Es ist eine Entscheidung von großer Tragweite, die auf Jahrzehnte einen gravierenden Einfluss auf die Entwicklung des öffentlichen Raums in der Stadt Singen haben wird, stadtplanerisch, wirtschaftlich und sozial. Der Kreisverband der LINKEN ruft dazu auf, beim Bürgerentscheid der Shoppingmall eine Absage zu erteilen. Für den Kreis­vorstands-Sprecher Jürgen Geiger hätte der Konsum­tempel überwiegend Nachteile: Einzelhändlern drohen Umsatz­einbußen oder gar die Pleite, Beschäftigten Arbeitsplatz­verluste, AnwohnerInnen ein Verkehrschaos. Gleichzeitig ginge durch den Grundstücks­verkauf eine weitere öffentliche Fläche verloren, auf der dringend benötigter Wohnraum enstehen könnte. Profitieren würden, so das Konzept funktioniert, hauptsächlich wenige potente überregionale Großanbieter, die sich aufgrund der Gesetzeslage auch noch die Steuerschuld gegenüber der Stadt kleinrechnen können. Wachsen würde außerdem der Niedriglohnsektor. Die Mitteilung im Wortlaut:

Architektonisch würde ein riesiger Baukomplex entstehen, der die Zerschlagung gewachsener Strukturen – Wohnungen, Geschäfte, ja eine Straße – in einem Herzstück der Innenstadt direkt gegenüber dem Bahnhof zur Voraussetzung hätte. Statt einer vorausschauenden Weiterentwicklung des urbanen Raums würde das wieder einmal die Privatisierung städtischen Eigentums bedeuten, das damit der öffentlichen, demokratischen Planung und Kontrolle entzogen wäre. Eine moderne Stadtplanungs-Politik sieht anders aus. Singen braucht keine gigantische Konsum-Monokultur, sondern eine lebendige, vielfältige Innnenstadt, die urbane Qualitäten wie Wohnen, Einkaufen, Kultur- und Erholungsangebote vereint. Das sanierungsbedürftige Holzerareal bietet sich für einen solchen Mix geradezu an.

Wirtschaftlich gibt es keinerlei Notwendigkeit für ein neues, riesiges Einkaufszentrum, denn Singen verfügt über ein breit gefächertes, gut funktionierendes Einzelhandelsangebot. Ein Votum Pro-ECE würde dagegen für viele kleine Einzelhandelsgeschäfte Umsatzeinbussen oder gar den Ruin bedeuten. Unternehmenspleiten, Arbeitsplatzverluste und nicht zuletzt Steuereinbußen wären die Folge – das zeigen nicht nur Erfahrungen, die vergleichbare Städte mit solchen Shoppingmalls gemacht haben, sondern sagen auch mehrere Gutachten für das Singener ECE-Zentrum voraus.

Auch für die im Einzelhandel Beschäftigten verheißt eine Shoppingmall nichts Gutes. Das Geschäftsmodell von ECE und Co verschafft sich im harten Konkurrenzkampf um Kundenanteile Vorteile nicht zuletzt durch miese Arbeitsverhältnisse – Mini- und Midijobs, von denen niemand vernünftig leben kann. Neben dem Verlust regulärer Arbeitsplätze würde also eine Ausweitung des Billiglohnsektors drohen. Völlig zu Recht warnt die Gewerkschaft ver.di deshalb vor einem Wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten.

Wie gewonnen, so zerronnen

Mit einem Paukenschlag mobilisiert OB Häusler nochmals die letzten Unentschiedenen, denn gekonnt hat er am vergangenen Dienstag bei der SÜDKURIER-Podiumsdiskussion zumindest diese eine Katze schon mal aus dem Sack gelassen. Der Ausverkauf des Zollareals soll 10,5 Mio. EUR bringen. Damit wäre der Weg frei, zur Überbauung des 2,4-ha-Geländes am Bahnhof in Singen.

Clever denkt der eine, dumm der, der denken kann. Denn der Geldregen wird, nur nicht zu früh gefreut, postwendend wieder dem investitiven Geldkreislauf der ECE zugeführt. Zum einen wird das Versprechen an die ECE eingelöst, den Bahnhofsvorplatz zu verschönern, Kostenpunkt 8,5 Mio. EUR, Da hätte man auch gleich über eine weitgehende Kostenbeteiligung der ECE an den Planungs- und Baukosten verhandeln können, wenn schon denn schon. Und zum anderen fließt das restliche Geld unverzüglich in den Conti-Abriss und die Neugestaltung der Hegaustrasse – also auch hier Nutznießer Nr. 1 – ECE. Denn, ob und was nach dem Abriss des Conti-Schandfleckes gebaut wird, ist noch nicht raus – selbst in der Podiumsdiskussion vermochte der OB die Frage nicht zu beantworten, wie es dort letztendlich weitergeht. Angedeutet wurde aber, dass verkehrstechnisch so einiges möglich wäre – was im Umkehrschluss, wie wohl, dem Geschäftsbetrieb des ECE zugute käme. Für ECE ist die ganze Sache somit eine gutdurchdachte Investition. Die Anwohner in den zukünftig vom Verkehr geplagten Straßen haben wie immer das Nachsehen. Das der örtliche Einzelhandel gleichzeitig mit auf den Opfertisch gelegt wird, ist Kalkül. Für den Finanzhaushalt ist das ganze also ein Nullsummenspiel, mit dem wieder einmal, Singen-like, immer nur die Versäumnisse und Fehler der Vergangenheit ausgemerzt werden.

Wenn in spätestens 15 Jahren das Center-Konzept in die Jahre gekommen ist bleibt nur zu hoffen, dass der nächste Gönner und Investor vor den Einfallstoren der Stadt steht, und mit den dann dringend benötigten Millionen darum bettelt, dem dann amtierenden OB ganz uneigennützig bei der Beseitigung der Bausünden der 2010er unter die Arme greifen zu dürfen.

G. Steidle

In Singen gibt es wirklich viele Aufgaben, die auf eine Lösung warten. Fehlende Einkaufsmöglichkeiten gehören ganz sicher nicht dazu. Thema Nummer eins für eine verantwortungsbewußte Kommunalpolitik ist heute die drückende Wohnungsnot. In der Stadt muss man mit der Lupe nach bezahlbaren Wohnungen suchen, ein nicht hinzunehmender Zustand, zu dem die Stadtoberen durch ihr von Gier geleitetes Finanzgebahren beim Hegau-Tower und dem Kunsthallenareal beigetragen haben. Diese Experimente endeten mit der Pleite der GVV und führten zum Verlust sämtlicher städtischen Sozialwohnungen.

Mehr als 6.000 Quadratmeter des Geländes gegenüber dem Bahnhof sind kommunales Eigentum – die politischen Entscheidungsträger hätten es also in der Hand, dort die Weichen für dringend benötigten neuen Wohnraum zu stellen. Stattdessen ist ein Verkauf des Holzerareals an ECE zur Verschönerung des Bahnhofsvorplatzes und der Hegaustrasse, also eine Verschleuderung öffentlichen Eigentums geplant. Die Stadtpolitik will aus ihren Fehlern offensichtlich nichts lernen.

Ein NEIN beim Bürgerentscheid ist deshalb auch ein dringend nötiges Signal für eine andere Stadtentwicklung –  eine Entwicklung, die nicht von einem privaten Großinvestor diktiert wird, sondern sich auf die Bedürfnisse der großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger besinnt.

DIE LINKE Kreisverband Konstanz
Jürgen Geiger

CETA-Aktion in Konstanz, Infostände in Singen und Stockach

TTIP_Konstanz_querAn diesem Samstag (9. Juli) widersetzt sich das Konstanzer Bündnis gegen TTIP, CETA und TiSA, an dem sich auch DIE LINKE und die Linke Liste beteiligen, mit einem Flashmob gegen die geplante sofortige Inkraftsetzung des EU-Kanada-Abkommens CETA. Das Bündnis zur aktuellen Situation und der Notwendigkeit, den Protest gegen CETA jetzt noch einmal zu verstärken.

Derzeit sieht es nicht so aus, als kämen die Verhandlungen über TTIP, dem geplanten Freihandelsabkommen mit den USA, schnell zu einem Abschluss. Wie die Greenpeace-Leaks zeigten, sind beide Seiten, die EU-Kommission und das US-Handelsministerium, noch weit voneinander entfernt. Und viel Zeit bleibt nicht: Im November ist Präsidentschaftswahl in den USA; danach sind die Karten neu gemischt. Sollte Donald Trump gewinnen, ist der Freihandel vorerst erledigt. Siegt Hillary Clinton, muss sie erst einmal etwas Zeit verstreichen lassen, bis die Zusagen vergessen sind, die sie den UnterstützterInnen ihres Vorwahl-Konkurrenten Bernie Sanders noch machen wird. Sanders lehnt TTIP und das transpazifische Abkommen TTP rundweg ab.

Gravierende Folgen

Fallen wird mit CETA auch das in Europa übliche Vorsorgeprinzip, nach dem Produkte erst dann auf den Markt kommen dürfen, wenn sie unbedenklich sind, also weder dem Menschen noch der Umwelt schaden. In Kanada gilt – wie in den USA – das Nachsorgeprinzip. Gentechnik, Frackingmethoden, schlechtere Arbeitsbedingungen, weitere Deregulierungen zugunsten des Kapitals, zunehmende Privatisierungen plus Investitionsschattengerichte – all das kommt mit CETA. Und dazu eine sogenannte regulatorische Kooperation, die es den Behörden ermöglicht, nationale Gesetzentwürfe darauf abzuklopfen, ob sie freihandelskompatibel sind, und das, bevor die gewählten Abgeordneten die Entwürfe überhaupt zu Gesicht bekommen.

Ursprünglich plante die EU-Kommission, CETA an den Parlamenten der EU-Mitgliedsstaaten (beispielsweise Bundestag und Bundesrat) vorbei durchzusetzen. Der Grund dafür: Eine Reihe von Parlamenten haben VERWEIS WEBSEITE ihre Ablehnung signalisiert. Dieser Versuch ist Anfang dieser Woche gescheitert.

Das heißt aber noch lange nicht, dass CETA erst nach der Ratifizierung durch alle Parlamente in Kraft tritt. Denn die EU-Kommission und die Staats- und Regierungschefs wollen, dass das Abkommen sofort umgesetzt wird – durch eine sogenannte vorläufige Anwendung. Das bedeutet: Sobald EU-Kommission, Europäischer Rat und EU-Parlament CETA abgesegnet haben, gilt das Vertragswerk. Und zwar auf unbestimmte Zeit. Der vorläufigen Anwendung sei keine Frist gesetzt, heißt es in Brüssel. Unklar ist zudem, wie diese die Gültigkeit von CETA wieder beendet werden kann – falls überhaupt? Wenn eine Mehrheit der nationalen Parlamente eine Ratifizierung ablehnt? Oder was ist, wenn ein Parlament – aus welchen Gründen auch immer – das Thema gar nicht behandelt? Für diese Fragen gibt es keine Präzedenzfälle.

Den Beschluss, CETA vorläufig anzuwenden, können die zuständigen MinisterInnen der EU-Staaten mit qualifizierter Mehrheit fassen. Dazu müssen mindestens 16 der jetzt noch 28 EU-Staaten zustimmen, die zugleich 65 Prozent der EU-Bevölkerung repräsentieren. Nach dem derzeitigen Fahrplan soll der Ministerrat am 18. Oktober die vorläufige Anwendung beschließen; am EU-Kanada-Gipfel (27. Oktober) könnte CETA dann unterzeichnet werden.

Gegen diese undemokratischen Pläne mobilisiert ein breites Bündnis von BUND, attac, den DGB-Gewerkschaften, dem Deutschen Kulturrat, Brot für die Welt, Foodwatch, dem Paritätischen Verband bis hin zur Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und Mehr Demokratie. Für den 17. September sind regionale Großdemonstrationen in sieben Städten angekündigt, darunter Stuttgart. Nach der Demo folgt ein SPD-Konvent (kleiner Parteitag) zu CETA. Wann der Bundestag das Thema behandelt, ist noch offen.

Doch das Konstanzer Bündnis wartet nicht bis September. Bereits an diesem Samstag plant es eine Aktion in der Konstanzer Innenstadt, mit der auf CETA, TTIP und TiSA aufmerksam gemacht werden soll. Treffpunkt: Samstag, 9. Juli, 13.30 Uhr am Kiosk auf dem Bodanplatz. Wer kann, sollte eine Augenbinde mitbringen: Ein circa 6 mal 80 Zentimeter großes Stück weißes Tuch, auf dessen Mitte mit einem schwarzen Filzschreiber die Buchstaben CETA oder TISA geschrieben stehen. Mehr wird hier nicht verraten.

Ebenfalls am Samstag, 9.7., finden in Singen (Näheres hier) und erstmals auch in Stockach (Informationen hier) Infostände der GegnerInnen der Freihandelsabkommen statt.

Das Bündnis im Netz: http://www.konstanz-gegen-ttip.de/

Spaltung der Fraktion: Zerlegt die AfD sich jetzt selbst?

no-afdDie Landtagsfraktion der AfD hat sich am Dienstag gespalten, ihr bisheriger Chef Jörg Meuthen und zwölf weitere Abgeordnete kehren ihr den Rücken. Dem gestrigen Knall war wochen­langer Zoff um den Singener Landtagsabgeord­neten Wolfgang Gedeon voraus­gegangen, der zum offen völkisch-nationa­listischen Flügel der Partei gehört und sich in Buchveröffent­lichungen als Antisemit entlarvt hatte. Am Abend dann noch die Mitteilung, dass nach einer Intervention von Parteichefin Frauke Petry, die eigens nach Stuttgart geeilt war, der Abgeordnete Gedeon ebenfalls aus der AfD-Paralamentstruppe austritt und als Fraktionsloser im Landtag weitermachen will. Die Bundesvorsitzende der Rechtspartei zollte dem Antisemiten vor laufenden Kameras Respekt und erklärte die Spaltung für verhindert, ihr Co-Vorsitzender Meuthen ließ hingegen prompt erklären, der Bruch sei vollzogen und nicht mehr rückgängig zu machen.

Eine gute Nachricht also für alle Gegner der Rechtspopulisten, wie es in ersten Reaktionen auch von AntifaschistInnen und Linken hieß? Zerlegen sich die Rassisten im Stuttgarter Landtag jetzt selbst? Das ist natürlich zu hoffen, wird sich aber erst noch zeigen müssen. Denn bei dem Krawall geht es selbstverständlich überhaupt nicht um die reaktionären politischen Grundpfeiler, denen die Partei ihre Wahlerfolge zu verdanken hat, und auch nur vordergründig um die Antisemitismusvorwürfe gegen Gedeon. Tatsächlich ist der ehemalige Arzt aus Gottmadingen nur eine Schachfigur im Machtkampf, der in der Parteispitze tobt. Meuthen gibt zwar gern den professoralen Biedermann, pflegt aber längst beste Beziehungen zum radikal völkischen Flügel um Björn Höcke, Alexander Gauland und André Poggenburg. Vor der gestrigen Entscheidung hat er sich Rückendeckung von einer Mehrheit des AfD-Bundesvorstands geholt, nicht jedoch von seiner Co-Vorsitzenden, die, so scheint es, zunehmend in die Defensive gerät.

Es ist schwer zu sagen, ob die Stuttgarter AfD-Chaostage zu einer dauerhaften Schwächung der rechten Partei führen werden. Schon einmal hatten die Medien ihren Niedergang vorausgesagt, als das Lucke-Lager ging – ein fataler Irrtum, wie die darauf folgenden Wahlerfolge belegen. Das noch offenere rassistische Auftreten legte den Markenkern der Partei offen, für den sich in der Gesellschaft offenbar wieder mehr als ein Bodensatz mobilisieren lässt. Auch in fünf von acht anderen Bundesländern haben im übrigen schon Abgeordnete, teilweise auch mehrere auf einmal, AfD-Fraktionen verlassen. Den Umfragewerten und den Wahlerfolgen hat das keinen Abbruch getan. Ein Blick in die Geschichte zeigt zudem, dass der Aufstieg rechter Parteien praktisch immer mit brutalen Machtkämpfen verbunden war, was natürlich etwas mit dem autoritären Charakter solcher politischer Konstrukte zu tun hat.

Entwarnung ist also nicht angesagt, vor allem weil das Grundproblem bestehen bleibt. Die gesellschaftlichen Verwerfungen einer Jahrzehnte währenden Politik der Entfesselung des kapitalistischen Marktes auf Kosten breiter Gesellschaftsschichten haben einen Nährboden für politische Brandstifter bereitet, die mit zunehmendem Erfolg Antworten von rechts auf soziale Fragen parat haben. Dagegen ein Lager der Solidarität zu schaffen und Perspektiven für eine wirklich soziale und demokratische Gesellschaft zu entwickeln – das ist und bleibt eine der wichtigsten Aufgaben, die sich gegenwärtig stellen.

Jürgen Geiger

DIE LINKE lädt ein: Die Türkei – kein Partner, sondern despotisches Regime

erdogan-despot

Der Kreisverband der Linken lädt alle Mitglieder und Interessierten zur nächsten öffentlichen Ver­samm­lung der Partei ein. Hauptthema soll am Mittwoch, 13.7., ab 19 Uhr in der Konstanzer „Seekuh-Bar“ die politische Lage in der Türkei sein, ein von einem brutalen Autokraten regiertes Land, das die deutsche Regierung und die EU-Staaten gleichwohl als wichtigen Bündnispartner betrachten.

Der jüngste, blutige Terroranschlag in Istanbul wirft ein Schlaglicht auf die Folgen der skrupellosen Außenpolitik der türkischen Führung unter Präsident Recep Tayyip Erdogan. Über Jahre hat Ankara islamistische Terrorgruppen in Syrien bewaffnet und unterstützt, und so den Krieg im Nachbarland angeheizt. Jetzt wird Ankara die Geister nicht mehr los, die selbst geschaffen und gefördert wurden. Nicht nur die Opfer des Anschlags mussten den Preis für die menschenverachtende AKP-Politik zahlen. Erdogan unterdrückt jegliche demokratische Opposition gegen seine Politik, kriminalisiert Parlamentsabgeordnete, verfolgt die Presse und führt seit Monaten im Südosten des Landes einen blutigen Krieg gegen die kurdische Bevölkerung.

Die EU und insbesondere die Bundesregierung schauen bei all dem weg. Nicht nur, dass weiter Waffen für das türkische Militär geliefert werden, die im Krieg gegen die Kurden zum Einsatz kommen. Mehr noch – Merkel hat einen Pakt mit Erdogan eingefädelt, der im März in Kraft getreten ist: die Türkei kassiert Milliarden dafür, wenn sie verhindert, dass weitere Kriegsflüchtlinge den Fuß auf europäischen Boden setzen. Dabei leistet Ankara inzwischen ganze Arbeit: Laut Berichten von Amnesty International und Pro Asyl schiebt der türkische Staat seit März massenhaft Menschen in die Kriegsgebiete in Afghanistan und Syrien ab, ein weiterer, klarer Verstoß gegen internationales Recht.

Wir wollen auf unserer Versammlung, zu der Mitglieder und alle Interessierten eingeladen sind, über die aktuelle Lage in der Türkei sprechen, die Rolle der EU und Deutschlands, vor allem aber über die Möglichkeiten, hierzulande Solidarität mit der demokratischen Opposition  in der Türkei und der kurdischen Bevölkerung zu organisieren.

DIE LINKE. Kreisverband Konstanz

Mittwoch, 13. Juli 2016, 19 Uhr
Konstanz, „Seekuh-Bar“, Konzilstraße 1, 78462 Konstanz

„Auch Studierende brauchen sozialen Wohnungsbau“

Den 50. Jahrestag der Gründung der Universität Konstanz würdigte die Stadtverwaltung zusammen mit Hochschulhonoratioren durch eine Sondersitzung des Gemeinderats im Audimax. Dort waren aber nicht nur die üblichen wolkigen Festreden zu hören, der Studierendenvertreter Marco Radojevic – auch Kreisrat der LINKEN – hielt den StadtpolitikerInnen, die sich nur zu gerne im Glanz der Hochschule sonnen, ihre Versäumnisse vor: Viel zu wenig bezahlbare Wohnungen, nicht nur für Studierende, ein schmalbrüstiges Kulturangebot, deutliche Defizite beim öffentlichen Verkehrs. Die Rede im Wortlaut:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Burchardt, sehr geehrter Prof. Rüdiger, sehr geehrte Damen und Herren,
ich muss gleich vorweg sagen, dass es eine gewisse Genugtuung ist, ausnahmsweise hier vorne stehen zu dürfen und nicht der Gelangweilte, sondern der Langweiler zu sein. Dieser Perspektivenwechsel tut mir zumindest gut und wie es Ihnen allen damit geht, können Sie ja am Ende meines Kurzvortrages bewerten. Jedenfalls kann ich jetzt schon einmal sagen, dass der Narzissmus, den man gemeinhin Politikern und Professoren nachsagt, auch vor einem einfachen, bescheidenen Studierendenvertreter wie mir nicht Halt macht, wenn man die Chance hat 10 Minuten den städtischen und universitären Eliten die Meinung zu geigen.

Herr Prof. Rüdiger, Sie und ihre Kolleginnen und Kollegen kann ich aber schon einmal beruhigen: Die Zusammenarbeit zwischen Universität und Studierendenvertretung funktioniert bestens und da gibt es daher nicht viel zu beanstanden und außerdem wäre es unseren Gästen gegenüber unhöflich, wenn man ihnen nicht die Zeit widmet, die sie verdienen.

Doch zuerst zur Studierendenvertretung. Wir als Studierendenvertretung vertreten – und ja, das ist etwas redundant – die über 11 000 Studierenden an unserer Universität. Ich könnte nun jedes einzelne der dutzend Gremien aufzählen, aber da man Gäste ja gut behandeln sollte, beschränke ich mich mal nur auf die Arbeit, die in direktem Zusammenhang mit der Stadt stehen:

Wir haben ein Kulturticket eingeführt, mit dem Studierende gegen Vorlage ihres Studierendena-Ausweises kostenlos das Theater und die Philharmonie besuchen können. Durch die Solidarfinanzierung dieses Tickets machen wir nicht nur Kultur für jeden und jede erschwinglich, sondern verschaffen den kulturellen Einrichtungen auch einen festen Finanzbetrag, mit dem sie rechnen können. Wir erleichtern damit also nicht nur den Zugang zur Kultur, sondern stärken auch die Kultur an sich in unserer Stadt. Und lassen Sie mich sagen: Bei allen schweren politischen Problemen, die wir hier in der Stadt, im Bund, ja, weltweit haben, muss ein Mehr an Kultur immer das Ziel eines demokratischen Gemeinwesens sein. Egal, ob nun Theater, Philharmonie oder ein Punkrockkonzert in der schäbigsten Spelunke, ohne Kultur verkümmert die Gesellschaft und das Gemeinwesen.

Da sind dann auch Sie als Räte und Bürgermeister in der Pflicht, die nötigen Mittel bereitzustellen, um bestehende kulturelle Institutionen zu erhalten, aber auch neue anzustoßen. Wir haben so viele kreative Köpfe an der Universität – und deren Projekte und Ideen dürfen doch nicht am Geld scheitern. Deshalb appelliere ich an Sie, erhöhen Sie den Fördertropf für kulturelle Projekte, denn wenn Konstanz Kulturstadt sein will, dann muss in diesem Bereich deutlich mehr passieren.

Nun, wenn ich das Thema Kulturförderung in Bezug auf die Studierendenschaft anspreche, dann werden Sie wissen, was jetzt kommt: Wir haben dieses Jahr zum zweiten Mal ein erfolgreiches Campusfestival auf die Beine gestellt, und ich bin da den Organisatoren und dutzenden Helfern so dankbar, dass sie mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit etwas auf die Beine gestellt haben, dass die Kultur an unserer Uni und unserer Stadt stärkt, aber das vor allem einfach gerockt hat.

Und ja, liebe Damen und Herren Räte, wir hätten uns da von Ihnen mehr Unterstützung erwartet, das ist kein Geheimnis: Wenn über 4000 Menschen zwei Tage in Konstanz gemeinsam feiern und das im Wesentlichen von Ehrenämtlern getragen wird, dann erwarten wir von der Stadt, dass da mehr Unterstützung kommt. Ja, wir hätten damit den Kulturfördertopf gesprengt, aber dann muss eine Stadt und ihr Gemeinderat sich einfach auch mal zur Kultur bekennen und diesen erhöhen, damit so etwas wie das Campusfestival, aber auch zahlreichere kleinere Initiativen, gefördert werden können. Wir alle, auch Sie, würden davon profitieren.

Weitere Projekte der Studierendenschaft spielen sich im Bereich Verkehr ab. Wir haben ein gutes Studi-Ticket und sind sehr froh, dass wir dieses nutzen können. Und auch wenn es gerade mir gut tun würde, mal öfter zur Uni hochzuradlen, bin ich froh um die Busanbindung innerhalb von Konstanz. Wir wollen hier aber auch durch ein Fahrradmietsystem, das von einer übergroßen Mehrheit der Studierenden getragen wird, den Radverkehr in der Stadt stärken. Wenn es regnet – hoch mit den Bus, wenn die Sonne scheint – runter mit dem Rad. Kurz: Wir wollen vielfältige Möglichkeiten der Mobilität schaffen. Wir übernehmen jetzt den großen Teil der Finanzierung des Projekts, doch auch da möchte ich Ihnen mal den Denkanstoß mitgeben, sich hier stärker in der Förderung einzubringen: In einer Stadt, die nahezu täglich aus den Nähten platzt, ist jedes Auto von Touristen, Bevölkerung oder Studierenden, das weg von der Strasse ist, ein Gewinn an Lebensqualität und Attraktivität. Dass die Stadt dann auch endlich mal mehr Radwege und Fahrradstraßen schaffen sollte, versteht sich von selbst. Der motorisierte Individualverkehr ist nicht die Zukunft für unsere Innenstadt.

Wenn Sie unser Ortsschild sehen, dann steht unter Konstanz nicht Einkaufs- oder Tourismusstadt, sondern da steht Konstanz Universitätsstadt. Und für uns beschränkt sich das Universitätsstadt sein eben nicht nur auf die bloße Anwesenheit einer Universität. Sondern das bedeutet, dass hier auch die nötige Infrastruktur geschaffen werden muss, um diesen Begriff mit Leben zu füllen: Das leidige Thema „Wohnen“.

Um es gleich vorweg zu sagen, die Wohnsituation in Konstanz ist nach wie vor völlig inakzeptabel. Unsere Universität wächst und das ist auch gut so. Doch dieses Wachstum muss viel massiver durch die Stadt Konstanz durch Wohnungsbau flankiert werden. Und dabei kommt es nicht nur drauf an, dass gebaut wird, sondern auch, was und zu welchem Preis gebaut wird. Und ich sage es im Namen der Studierendenvertretung vorweg: Luxuswohnungen oder Wohnheime wie das private, überteuerte C3 sind nicht der Ausweg aus der Miesere. Sondern es geht uns primär um den sozialen Wohnungsbau. Da hat die Stadt in der Vergangenheit zu wenig getan und deshalb fällt dieses Kartenhaus Wohnungsmarkt mittlerweile in sich zusammen.

Eine Person, die nur BAFÖG als Einkommen hat, kann in Konstanz nicht leben, junge Familien können hier in Konstanz nicht leben, auch viele Mitarbeiter dieser Universität und andere Einfach- Arbeitnehmer können hier nicht leben. 3000 Menschen sind auf der Warteliste der städtischen Wohnungsbaugesellschaft und es muss Sie doch alarmieren, dass diese Zahl nicht kleiner wird. Dieser Entwicklung müssen Sie mit aller Kraft entgegentreten, Konstanz steht Kultur, Wissenschaft und Tourismus gut an, aber wenn Konstanz einen Titel sicherlich nicht braucht, dann den einer der teuersten Städte in Deutschland. Deshalb sprechen Sie auf ihrem Smartphone den Satz „Wie kann ich mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen?“ ein und stellen Sie sich das als Wecker ein, damit Sie jeden Morgen wissen, was ihre wichtigste Aufgabe als Verantwortungsträger in der Stadt ist. Bauen Sie mehr in den unteren Preissegementen, erschließen Sie neue Wohngebiete: Tun Sie etwas!

Es geht allgemein darum, dass wir das soziale Gleichgewicht und Miteinander in der Stadt erhalten. Wir wissen alle, dass es in dieser Stadt manchmal zu Konflikten zwischen Jung und Alt kommt. Deshalb brauchen wir hier auch mehr Frei- und Begegnungsräume, um gerade so Spannungspunkte wie auf dem Herosé-Park zu entzerren. Bauen Sie in Klein Venedig doch einfach eine kleine Bühne und eine Grillstätte auf und stellen Sie ein paar Toilettenhäuser auf, um einen Ort für junge Menschen in dieser Stadt zu schaffen. Wenn Sie unserem Vorschlag für Klein Venedig nicht folgen wollen, dann bitte ich Sie, da aber keinen dm hinzubauen, ich habe ja gehört, dass wir da schon einen an der Marktstätte bekommen.

Ich glaube, es würde Ihrem Rat auch guttun, wenn mehr Studierende Teil in diesem wären. Jung und Alt haben oftmals unterschiedliche Interessen und deshalb kann es doch nicht sein, dass bei 16 000 Studierenden in unserer Stadt nur zwei im Gemeinderat sind. Ich weiß aus persönlicher Erfahrung, und da müsst Ihr jetzt stark sein, Jan und Stephan, dass Ihr beide eine große Klappe habt, aber für 16 000 könnt Ihr dann doch nicht sprechen. Deshalb führt kein Weg daran vorbei, dass die Listen vor der nächsten Kommunalwahl den Studierenden eine realistische Chance ermöglichen, in den Rat einzuziehen.

Ich weiß, wir waren hart zu Ihnen, aber wenn man eine gute Kooperation will, muss man sich gegenseitig mal die Meinung sagen können. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein glückliches Händchen bei Ihren Entscheidungen: Sie wissen ja, an was Sie in Zukunft morgens als erstes denken sollen, denn gerade für unsere Stadt gilt: Universitätsstadt werden, ist nicht schwer – Universitätsstadt sein, dafür umso mehr. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

“Für Singen”-Kundgebung: RednerInnen greifen “grob fahrlässige” Stadtplanung an

ece-kundgebung-29-06-16Erneut gingen am Mittwoch um die 130 Menschen in Singen auf die Straße, um gegen die Pläne des Hamburger Großinvestors ECE für eine Shoppingmall am Bahnhof zu protestieren. Es war die letzte Kundgebung der Initiative “Für Singen” vor dem Bürgerentscheid am 17. Juli.

Initiativensprecherin Regina Henke erklärte, viele Bürgerinnen und Bürger hätten seit dem Votums des Gemeinderats für das überdimensionierte Zentrum das Vertrauen in die Stadträte verloren. Sie erinnerte an das Scheitern ehrgeiziger Projekte der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GVV, die deshalb in der Insolvenz endete. Ein Beispiel dafür sei das einst von der Politik hochgejubelte Conti-Hochhaus: Das Gebäude müsse nun mit viel Steuergeld zurückgekauft werden, damit man es dann für einen weiteren Millionenbetrag abreißen lassen könne. Henke kritisierte, die Stadt Singen habe aus den vielen Negativbeispielen nichts gelernt und forderte, mit solchen nicht zu Ende gedachten Projekten müsse endlich Schluss sein.

Andreas Pfleger von der Apotheke Sauter ging ebenfalls hart mit der Stadt ins Gericht. Er verwies darauf, dass die Frage der Mehrbelastung der Singener Innenstadt durch das zu erwartende erhöhte Verkehrsaufkommen nicht gelöst sei. Sauter kritisierte, alle zur Entscheidungsfindung vorliegenden Gutachten und Zahlen stammten direkt oder indirekt von ECE selbst. Trotzdem sei klar, dass rund 11.000 zusätzlicher Autos am Tag – umgerechnet um die 1.500 pro Stunde – und lediglich 450 Parkplätze im Einkaufszentrum zu massivem Suchverkehr und damit einer enormen Zunahme der Verkehrsbelastung führen würden. Vor allem an Samstagen, ist Pfleger überzeugt, sei das “totale Chaos” vorprogrammiert. Er verdeutlichte das mit dem ironischen Hinweis auf den Autokorso von Fußballfans nach dem Sieg Italiens bei der EM: Mit solch’ chaotischen Verhältnisse wären die SingenerInnen künftig jeden Samstag konfrontiert. Der Apotheker kritisierte, die Stadtverwaltung agiere bei der Stadtentwicklung mit “grober Fährlässigkeit”, eine vorausschauende Planung, die den Bedürfnissen aller Bürger diene, lasse sie nicht erkennen.

Mit dieser letzten Kundgebung ist der Wahlkampf der Initiative aber nicht beendet. Bis zum 17.7. informiert “Für Singen” jeden Samstag auf dem Wochenmarkt über die ECE-Pläne und ihre Argumente gegen den den Einkaufs-Koloss. Am 5. Juli findet außerdem noch eine Podiumskiskussion des Bürgerforums der Stadt Singen in der Ekkehardschule statt, bei der neben Vertretern von Stadt, ECE und der Pro-Initiative auch “Für Singen” präsent sein wird. Regina Henke entlässt die KundgebungsteilnehmerInnen mit einem Appell, sich am Wahlkampf zu beteiligen. Jede Stimme gegen ECE ist eine Stimme für eine lebenswerte Stadt. – jüg

Nur 10 Nazis marschierten in Radolfzell

kein-recht-auf-nazi-propagandaAm Samstag, den 25.6.2016 liefen ganze 10 (!) Neonazis durch die Radolfzeller Innenstadt und wurden als solche benannt.
Ca. 40 AntifaschistInnen störten den Aufmarsch mit lautstarken Parolen. Wer dachte, nach dem rechten Mobilisierungsdesaster vor zwei Wochen, bei dem sich gerade mal 23 FaschistInnen zu einer Kundgebung in Tuttlingen verirrten, könne es – für sie – nicht schlimmer werden, irrte: In Radolfzell versammelte der regionale Wanderzirkus nur noch 10 Nasen. Weiterlesen