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Auch FGL und Grüne unterstützen Luigi Pantisano

Luigi Pantisano hat bei seiner OB-Kandidatur die Unterstützung von Freier Grüner Liste (FGL) und Bündnis 90/Die Grünen. Das gaben die Vorstände von FGL und grünem Kreisverband am Dienstag-Abend in einer Pressemitteilung bekannt. Damit steigen die Chancen des auch von der Linken Liste unterstützten unabhängigen Kandidaten erheblich.

Mit “überwältigender Mehrheit”, so die Mitteilung, hätten sich die Mitglieder der beiden Gruppierungen  für den Stuttgarter Stadtplaner und SÖS-Gemeinderat ausgesprochen. Pantisano setzte sich gegen den Konstanzer Architekten und Klimaaktivisten Felix Müller durch, der für viele überraschend ebenfalls seinen Hut in den Ring geworfen hatte. Corona-bedingt fand die Abstimmung in einem Briefwahlverfahren statt. Weiter heißt es in der Mitteilung: “Wir freuen uns über das eindeutige Votum zugunsten von Luigi Pantisano. Luigi weist ein klares sozial-ökologisches Profil auf, kennt Konstanz sehr gut und bringt Erfahrung in der Umsetzung von Ideen und Konzepten in der Verwaltung sowie der Nutzung von Beteiligungsprozessen mit.

Unsere Mitglieder erhoffen sich vom Kandidaten die stringente Ausrichtung unserer Stadt als Vorreiterin für Klimaneutralität mit dem erreichbaren Ziel 2030, eine konsequente Ausrichtung auf eine hohe Lebensqualität für alle in Konstanz mit mehr Ruhe, Plätzen zum Verweilen, bessere, durchgängigere und sicherere Radwege, weniger Müll, mehr bezahlbaren Wohnraum, eine sozial gerechtere und solidarischere Gesellschaft und eine bessere Vorbildfunktion der Stadt bei energetischer Sanierung und Photovoltaik verbunden mit Handwerksförderung und einer stärkeren Förderung der Energie- und Verkehrswende durch die Stadtwerke.”

Die Vorstände von FGL und Kreispartei sprechen sich zudem für eine Verschiebung des für 5. Juli vorgesehenen Wahltermins bis mindestens nach den Sommerferien aus. Nur so sei in Corona-Zeiten ein fairer Wahlkampf zu gewährleisten, der allen Kandidierenden eine “ehrliche Chance auf einen Wahlsieg” verschaffe.

MM/jüg

Stadt Konstanz verhängt Haushaltssperre

Noch ist nicht absehbar, wie tief die Schneisen sein werden, die Corona in unsere Gesellschaft schlägt. Sicher ist, dass gerade die Kommu­nen, Träger vieler Leistungen der Daseins­vor­sorge, besonders zu knabbern haben. Die Stadt Konstanz hat deshalb jetzt vorauseilend eine partielle Haushaltssperre erlassen. Neue Investitionen, Leistungen und Personal­ent­schei­dungen kommen demnach auf den Prüfstand und werden gegebenenfalls zurückgestellt.

Mit Belastungen des Haushalts im zweistelligen Millionenbereich durch die Corona-Krise rechnet die Stadtverwaltung aktuell. Dazu kommen noch die negativen Auswirkungen bei den Einrichtungen, an denen die Stadt beteiligt ist, wie etwa Stadtwerke, Wobak oder Theater. Die absehbaren Einnahmeausfälle bei der Gewerbesteuer, Mindereinnahmen etwa für kommunale Kultureinrichtungen sowie bei Bus und Fähre könnten empfindliche Löcher ins Stadtsäckel reißen, befürchtet man im Rathaus. „Es wäre höchst fahrlässig, in der aktuellen Situation keine finanzpolitischen Maßnahmen zu ergreifen“, erklärt Stadtkämmerer Ulrich Schwarz. Haushaltsrechtlich sei die Kommune verpflichtet, bei „drohenden Ergebnisverschlechterungen Gegenmaßnahmen zu ergreifen“.

Die sollen nun in Gestalt der partiellen Sperre von Finanzmitteln kommen. Nicht betroffen von dem Ausgabenstopp sind laut einer städtischen Mitteilung „unabdingbare Ausgaben zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebs bzw. aufgrund rechtlicher Verpflichtungen“. Bereits begonnene Investitionsmaßnahmen etwa könnten demzufolge fortgeführt werden. Alle noch nicht begonnenen Projekte indes sollen auf den Prüfstand – Beschaffungen und Investitionen ebenso wie freiwillige Leistungen oder Einstellungen von Personal. Zudem hat die Stadtspitze die Ämter aufgefordert, Einsparvorschläge „im konsumtiven als auch im investiven Bereich“ zu erarbeiten.

Mit ihrer Entscheidung, haushaltspolitisch die Notbremse zu ziehen, steht Konstanz nicht allein da im Land. Auch andere Kommunen wie Heidelberg oder Rheinfelden haben schon eine Sperre verfügt, in zahlreichen baden-württembergischen Rathäusern wird sie erwogen. Gudrun Heute-Bluhm, Vorstandsmitglied des Städtetags von Baden-Württemberg, zeichnet ein düsteres Lagebild: „Es wird dramatische Einbrüche geben, die die kommunalen Haushalte überfordern. Die Kommunen werden sich darauf einstellen müssen, dass wegen der wirtschaftlichen Lage vieler Betriebe weniger Gewerbesteuer fließen wird.“

In dieser Situation stellt sich die soziale Frage in der von Ungleichheit geprägten Gesellschaft schärfer denn je. Bund und Land haben milliardenschwere Hilfsprogramme angeschoben, die das Land vor dem Kollaps bewahren sollen. Retten will man in Berlin und Stuttgart einmal mehr vor allem „die Wirtschaft“. Dass dies auch die Prioritäten der Konstanzer Stadtverwaltung sind, hat Oberbürgermeister Uli Burchardt schon deutlich gemacht. „Für uns, für die Stadt Konstanz, steht fest: Wir müssen in dieser unsicheren Situation unsere Wirtschaft schützen. Wir haben zwar auch vieles bei der Stadt heruntergefahren, wir achten aber darauf, dass wir weiterhin ein guter Auftraggeber bleiben“, erklärte er jüngst in einer Videobotschaft über den städtischen TV-Kanal auf Youtube.

Eine Ankündigung, die nicht ohne Widerspruch bleiben sollte. Denn während der Staat über Unternehmen ein wahres Füllhorn an Unterstützungsleistungen ausschüttet, fallen für die vielen anderen bislang allenfalls Brosamen ab. Dabei trifft die Pandemie-Krise doch in erster Linie diejenigen am empfindlichsten, denen der kapitalistische Laden unsichere Lebensbedingungen schon zu Zeiten zumutet, in denen das Geschäft brummt. Die kurzarbeitenden oder erwerbslos gewordenen Beschäftigten, die von Wohnungslosigkeit bedrohten MieterInnen oder in beengten Verhältnissen zusammengepferchten Geflüchteten sind es, die jetzt umgehend und meist dringender als „die Wirtschaft“ städtischer Unterstützung bedürfen. Menschen müssen vor Profit gehen. Klar ist dabei aber auch: Die Stadt allein wird die zu erwartende Bürde nicht aus eigener Kraft stemmen können, gerade angesichts der drohenden monetären Einbußen. Es braucht deshalb einen angemessenen Ausgleich der finanziellen Lasten, nicht erst für die Zeit nach Corona.

J. Geiger/MM (Foto: privat)

#LeaveNoOneBehind

Seuchen von der Pest bis zu Corona treffen vor allem die Ärmsten. Dazu zählen die Menschen in den syrischen Kriegsgebieten ebenso wie die Flüchtlinge an den EU-Grenzen und in den griechischen Lagern. Die fundamentale Bedrohung dieser Kinder, Frauen und Männer wird in der derzeitigen Situation oft vergessen und ist auch kein Thema mehr in den Massenmedien. Deshalb hat die bundesweite Initiative #LeaveNoOneBehind jetzt eine Petition gestartet. Hier ein Schreiben der Konstanzer Flüchtlingsorganisation Save me mit der Bitte, die Petition zu unterschreiben. Ein Aufruf, dem sich Linke Liste uneingeschränkt anschließt. Weiterlesen

Nachruf Walter Eyermann: Nicht in unserem Namen

Mit Unverständnis nehmen wir zur Kenntnis, dass Oberbürgermeister Uli Burchardt im Namen der Stadt und des Gemeinderats einen Nachruf auf den ehemaligen Stadtrat Walter Eyermann verfasst hat, in dem es heißt: “Die Stadt Konstanz trauert um Walter Eyermann”. Wir können uns dieser Trauer nicht anschließen, denn der Verstorbene war auch Mitglied der rechtsradikalen NPD und federführend bei der Hetze gegen angebliche “Gammler”, die 1970 dazu führte, dass ein 17-jähriger Lehrling in Konstanz heimtückisch ermordet wurde. Eyermann hatte im Vorfeld zur Bildung einer Bürgerwehr aufgerufen, die “für Ordnung in der Stadt” sorgen sollte. Am Ende dieser “Ordnungsmaßnahme” war ein Toter zu verzeichnen. Dieser Mord, der eng mit dem Namen Eyermann verbunden war, brachte Konstanz überregional in die Negativ-Schlagzeilen, die der Stadt nachhaltig schadeten. Allein aus diesem Grund sehen wir keine Veranlassung, um den Verstorbenen zu trauern, der in unseren Augen zudem noch lange nach 1945 aktiv nationalsozialistische Einstellungen vertreten hat – vielleicht sogar bis zu seinem Lebensende.

Linke Liste Konstanz

Respekt zeigen heißt: anständig bezahlen

In ihrer Freizeit dürfen sich die Menschen draußen nur zu zweit treffen, sonst schreitet die Polizei ein. Für Beschäftigte am Arbeitsplatz gilt das nicht. In vielen Betrieben wird weiter beengt gearbeitet. Zur und auf Arbeit darf man auch den Bus oder die Bahn benutzen!

Viele Menschen in systemrelevanten Berufen, wie die Menschen im Einzel­handel, arbeiten bis zum Umfallen und riskieren dabei ihre Gesundheit. Dazu gehören vor allem die Kassierer*innen, die Regal­bestücker*in­nen und die Thekenverkäufer*innen. Und es sind vor allem Frauen, die den Laden am Laufen halten.

Seit Tagen werden diese Angestellten in den höchsten Tönen gelobt, mit Applaus vom Balkon und Lob von der Kanzlerin bedacht. Es ist schön und gut, dass ihnen jetzt Respekt entgegengebracht wird. Aber warum erst jetzt?

Die Anerkennung von Bedeutung und Risiko dieser Berufe sollte sich auch in der Bezahlung ausdrücken. Während die Besitzer der Supermärkte und Discounter gerade Rekordgewinne einstreichen, sitzen die Kassierenden an den Kassen, machen Überstunden, sind einem hohen Ansteckungsrisiko ausgesetzt und bekommen keinen Cent mehr. Für Pflegekräfte und Ärzte gibt es nicht genug Masken und Schutzkleidung – für die Arbeitenden in den Supermärkten schon gar nicht.

Und bezahlt werden sie seit eh und je mies. Wenn man ihnen jetzt wirklich Respekt entgegen bringen will, muss sich der auch in besserer Bezahlung niederschlagen! Einmalzahlungen in der Krise sind da ein gutes Zeichen.

Es ist deshalb zu begrüßen, dass sich Ver.di dafür stark macht, dass die Arbeitgeber in allen betroffenen Bereichen eine besondere Anerkennung von zusätzlich € 500 pro Monat, in dem die Krise andauert, zahlen. Dazu der Ver.di-Vorsitzende Frank Werneke:

„Unsere Forderung an die Politik lautet: dieser Betrag soll steuerfrei sein! Viele Tätigkeiten wurden in der Vergangenheit in dieser Gesellschaft von vielen unterschätzt und sind unterbezahlt. Jetzt zeigt sich: sie sind die Leistungsträger*innen, ohne die hier alles zusammenbrechen würde.“ so Werneke.

Allerdings sind für die Zukunft deshalb dauerhaft bessere tarifliche Entgelte und Regelungen erforderlich. Ganz konkret muss die Tarifbindung im Einzelhandel verbessert werden. Nur etwa ein Drittel der Beschäftigten profitieren von tarifvertraglichen Regelungen. Auch der Einzelhandelsverband muss seinen Widerstand gegen die Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge aufgeben, die Bundesregierung muss die Möglichkeit dafür vereinfachen.

Doch auch neben den vielen Menschen, die gerade durch ihre Arbeit im Lebensmittel-handel uns alle trotz der Krise weiter versorgen, gibt es auch noch die zahlreichen Angestellten, die in Kleidungsgeschäften, Kaufhäusern und Spezialgeschäften arbeiten. Auch ihre Löhne sind zu niedrig und sie kommen jetzt mit dem Kurzarbeitergeld in echte finanzielle Bedrängnis. Denn ohne zusätzliche tarifliche Vereinbarungen, und die fehlen im Einzelhandel, stehen sie mit 60 oder 67 Prozent ihres Gehalts da. Stellen Sie sich dabei auch noch die Situation der Teilzeitbeschäftigten vor.

Das Kurzarbeitergeld muss aufgestockt werden. Entweder durch tarifvertragliche Regelungen oder durch Aufstockungsbeträge der Bundesregierung. In unserem Nachbarland Österreich bekommen die von Kurzarbeit Betroffenen zwischen 80 und 90 Prozent ihre Nettogehalts. Das hat auch etwas mit Dank und Wertschätzung zu tun.

Bernhard Hanke

LLK und Konstanzer LINKE unterstützen Luigi Pantisano

Die Linke Liste Konstanz (LLK) und die LINKE ziehen für den OB-Kandidaten Luigi Pantisano in den Wahl­kampf, wie immer der dann in Zeiten der Coronakrise aussehen mag. Das gaben LLK und der Kreisvorstand der Partei in einer gemeinsamen Medienmitteilung am 16. März bekannt. Aufgrund der politischen Nähe der beiden linken Gruppierungen zu der entschieden sozialen und ökologischen Programmatik des Bewerbers ist es eine logische Entscheidung.

Der Vorstand des Kreisverbands Konstanz der Partei DIE LINKE hat auf seiner letzten Sitzung einstimmig beschlossen, die Kandidatur von Luigi Pantisano bei der Oberbürgermeister-Wahl zu unterstützen. Zuvor schon hatten die Stadträt*innen und Aktiven der Linken Liste Konstanz (LLK) sich auf den Stuttgarter Stadtplaner und SÖS-Gemeinderat als Kandidat festgelegt.

Ausschlaggebend ist für beide Gruppierungen nicht nur das entschieden sozial-ökologische Programm, mit dem Pantisano antritt, sondern auch sein basisdemokratisches Politikverständnis. In nahezu allen Bereichen kommunaler Politik decken sich die Ziele des parteiunabhängigen Kandidaten mit den Forderungen, für die LLK und Linke seit Jahren streiten.

In Übereinstimmung mit ihren Zielen tritt Luigi Pantisano für einen Paradigmenwechsel in der Stadtpolitik ein: Statt wie der bisherige Amtsinhaber Burchardt auf Wirtschaftsinteressen zu schielen, will Pantisano die öffentliche Daseinsvorsorge konsequent stärken. So soll Schluss sein mit dem Verkauf städtischer Grundstücke und Immobilien an Investoren, der diesen sprudelnde Profite, der großen Mehrheit der Bürger*innen indes eine beispiellose Mietpreisexplosion beschert. Ganz im Sinn linker Grundsätze hat Pantisano vor, WOBAK, Genossenschaften und gemeinnützige Bauträger in Erbpacht zum Zuge kommen zu lassen. Gleiches gilt für die Klimapolitik, wo der Kandidat dem Kleinklein des Amtsinhabers taugliche Konzepte entgegensetzt, die soziale Aspekte und ökologische Nachhaltigkeit zusammenbringen: Beim Verkehr etwa der Vorrang für Rad- und Fußverkehr, ein substanzieller Ausbau des Busnetzes bei gleichzeitiger Verbilligung sowie eine autofreie Innenstadt – Maßnahmen, die die LLK seit Jahren einfordert.

Besonders begrüßen LLK und Linke zudem das Amtsverständnis, auf das sich Pantisano festlegt. In schroffem Gegensatz zum oft autoritär durchregierenden Burchardt, für den Bürgerbeteiligung bestenfalls schmückendes Beiwerk ist, verpflichtet er sich, alle Konstanzer*innen an den Planungs- und Entscheidungsprozessen der Stadt zu beteiligen. Schon das verbindliche Programm, mit dem er sich zur Wahl stellen wird, soll zusammen mit Bürger*innen und Initiativen entstehen. Dass er es mit seinen Aussagen ernst meint, hat Pantisano während seiner Tätigkeit als Quartiersmanager des Berchengebiets bewiesen. Durch beharrliche Basisarbeit hat er damals – oft gegen Widerstände in der Verwaltung – viele Menschen dafür gewonnen, sich für ihr Quartier zu engagieren. Das war Politik von unten, die das einstige Problemviertel lebenswerter gemacht hat. Große Bedeutung messen die Rats- und Parteilinken überdies dem konsequenten Engagement des Sohns eingewanderter Eltern für die Rechte Geflüchteter und Migrant*innen bei. Angesichts der auch in Konstanz spürbaren Rechtsentwicklung muss der Kampf gegen Rassismus und Faschismus einen hohen Stellenwert auch in der Kommunalpolitik einnehmen.

All das sind für die Linke Liste und die Linke überzeugende Gründe, den überparteilichen Kandidaten Luigi Pantisano aktiv zu unterstützen. Nach acht Jahren mit Uli Burchardt als Rathauschef, in denen sich für die große Mehrheit kaum etwas zum Besseren geändert, manches sogar verschlechtert hat, ist es höchste Zeit für einen Kurswechsel in Richtung soziale Gerechtigkeit und klimapolitische Nachhaltigkeit. Luigi Pantisano hat nach unserer Überzeugung das Zeug dazu, die Weichen dafür zu stellen.

LINKE LISTE Konstanz/Vorstand DIE LINKE Kreisverband Konstanz

MM/red (Foto: Christoph Musiol)

Sicherer Hafen: Konstanz muss jetzt handeln

(jüg) Konstanz ist eine der mehr als 140 Kommunen Deutschlands, die sich zum sicheren Hafen für Schutzsuchende erklärt hat. Die Linke Liste Konstanz fordert angesichts des Flüchtlingsdramas an der griechisch-türkisch Grenze, den Worten jetzt Taten folgen zu lassen. Die Stadt Konstanz soll sich der gemeinsamen Erklärung der Oberbürgermeister der Städte Köln, Düsseldorf, Hannover, Freiburg im Breisgau, Potsdam, Frankfurt (Oder) und Rottenburg am Neckar sowie des niedersächsischen Innenministers anzuschließen, in der von der Bundesregierung die Aufnahme unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge verlangt wird.

Als Reaktion auf die erpresserische Entscheidung des türkischen Staatschefs Erdogan, Geflüchtete nicht mehr am Verlassen des Landes zu hindern, sind im EU-Staat Griechenland seit Tagen die Menschenrechte außer Kraft gesetzt. Griechisches Militär und Polizei schießen an der türkischen Grenze mit Tränengas, Blendgranaten und Wasserwerfern auf Schutzsuchende, vor den Küsten bedrängt die Küstenwache überfüllte Boote, ein kleines Kind ist schon ertrunken. EU-Autoritäten und Bundesregierung sorgen nicht etwa dafür, dieses menschenrechtswidrige Vorgehen zu beenden, sondern stellen dem türkischen Autokraten mehr Geld für seinen Krieg in Syrien in Aussicht und schicken mehr Frontex-Beamte zur Flüchtlingsbekämpfung nach Griechenland. Auch der baden-württembergische Innenminister Strobl hat Unterstützung durch die Landespolizei angeboten.

Gegen dieses unmenschliche Handeln der staatlichen Autoritäten hat sich in den vergangenen Tagen breiter Protest artikuliert, auch in Konstanz. Sieben deutsche Städte und der Innenminister Niedersachsens fordern die Bundesregierung auf, für eine humane Aufnahme von Schutzsuchenden zu sorgen. In einem ersten Schritt sollen sofort unbegleitete minderjährig Geflüchtete aufgenommen werden.

Konstanz hat sich zum sicheren Hafen erklärt und muss jetzt den Worten auch Taten folgen lassen. Von Oberbürgermeister Uli Burchardt erwartet die LLK, dass er sich umgehend der Städteerklärung anschließt und die Stadtverwaltung anweist, nötige Vorkehrungen für die Aufnahme von Schutzsuchenden in Konstanz zu treffen. Es ist ein Gebot der Humanität, dass sich unsere Stadtgesellschaft der schändlichen Abschottungspolitik von EU und Bundesregierung widersetzt und den Schutzsuchenden Hilfe leistet.

Linke Liste Konstanz

„Macht die Grenze auf! Lasst die Menschen rein!“

(jüg) Mehr als 200 Menschen versammelten sich am Mittwoch auf der Konstanzer Marktstätte zu einer Mahnwache, um auf die Geschehnisse an der griechisch-türkischen Grenze aufmerksam zu machen. Seit das Erdogan-Regime Geflüchtete nicht mehr davon abhält, die Grenzen nach Westen zu überschreiten, erreichen uns von dort fürchterliche Bilder. Die rechte Regierung Mitsotakis setzt auf Gewalt und kümmert sich einen Dreck um Menschenrechte. Tränengas kommt zum Einsatz, gar von scharfen Schüssen ist die Rede, überfüllte Boote werden bedrängt, illegale Push-Backs sind an der Tagesordnung. Statt solche Rechtsbrüche des Mitgliedsstaats zu unterbinden, kündigt die EU Unterstützung mittels neuer Frontex-Kräfte an und macht sich damit mitschuldig. Seiner Empörung darüber gab bei der Mahnwache auch Simon Pschorr Ausdruck, linker Gemeinde- und Kreisrat. Seine Rede im Wortlaut:

An der syrisch-türkischen Grenze findet ein Verbrechen gegen jede Menschlichkeit statt. Ein Verbrechen, das wir mitzuverantworten haben. Zehntausende Menschen dürfen weder in die EU einreisen noch in die Türkei zurückkehren und sind deshalb im Niemandsland, im Nicht-Hier-nicht-dort gestrandet.

Diese Politik verletzt geltendes europäisches Recht: Die europäischen Asylgarantien genauso wie die EMRK, die Europäische Menschenrechtskonvention. Diese kennt das sog. Non-refoulment-Prinzip, also das Verbot, Asylsuchende und Schutzsuchende an der Grenze zurückzuweisen. Wer Ihnen also erklärt, diese Politik diese einer “Verteidigung” der Grenze gegen “illegale Migration”, der lügt Sie an.

Die Verantwortung für diese Politik trägt die EU und die Bundesregierung. Horst Seehofer lobte den “Einsatz” griechischer Grenzschützer. Von der Leyen bezeichnet Griechenland als “Schild” der EU. Schild? Das hieße, die Schutzsuchenden seien ein Angriff, ein “Schwertstreich”, den man mit dem Schild abwehren müsse. Das sind Menschen! Das macht sie zum Objekt und verletzt sie in ihrer Menschenwürde – das ist menschenverachtend!

Erdogan hat diese Menschen zur Waffe gemacht. Er missbraucht diese Menschen für seine politischen Zwecke. Erdogan will die NATO-Staaten dazu zwingen, sich an seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in Nordsyrien zu beteiligen, der sich gegen die KurdInnen der Region richtet. Und er will mehr Geld. Das ist kein Wunder: Mit dem Flüchtlingsdeal haben wir ihm die “Waffe” in die Hand gegeben. Für den Flüchtlingsdeal hat die Türkei bereits mehrere Milliarden Euro erhalten. Wenn jetzt ein Berater der Bundesregierung, der Architekt des Flüchtlingsdeals, die Zahlungs von weiteren 4-7 Milliarden Euro (Beleg: https://www.merkur.de/politik/markus-lanz-tuerkei-zdf-fluechtlinge-griechenland-erdogan-eu-gerald-knaus-grenzen-sigmar-gabriel-krise-zr-13572085.html) vorschlägt, ist das vollends absurd. Das wäre so, wie wenn Sie erpresst werden, zur Polizei gehen und die rät Ihnen: Zahlen Sie dem Erpresser das Geld und legen Sie für die nächsten Monate gleich noch ein paar Euro drauf. Es wird wieder zu solch einer Situation kommen, es werden noch mehr Menschen fliehen müssen, es werden noch mehr Menschen sterben.

Deswegen müssen wir den Flüchtlingsdeal aufkündigen und eine gesamteuropäische Lösung für Migration und Flucht finden. Es kann nicht sein, dass Spanien, Italien und Griechenland allein Geflüchtete aufnehmen. Alle Mitgliedsstaaten trifft die Verantwortung für die Menschen gleichermaßen. Entweder sie kommen dieser Verantwortung nach oder die nächste oder diese Generation wird die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen.

Eine schnelle europäische Regelung wird es nicht geben. Solange müssen wir in Deutschland Verantwortung übernehmen. Ich sage: Macht die Grenze auf! Lasst die Menschen rein! Kommt in den sicheren Hafen Konstanz! Wir sind für euch da.

(Foto: P. Wuhrer)

LLK gegen Werbung für Waffenhändler auf Rotem Arnold

Linke-Liste-Stadtrat Holger Reile, seit vergangenem Jahr auch Mitglied im Aufsichtsrat der Stadtwerke, will einen Roten Arnold aus dem Verkehr ziehen, auf dem ein lokaler Waffenhändler wirbt. Darauf aufmerksam gemacht hatten die LLK mehrere Konstanzer BürgerInnen, die sich mehr als irritiert darüber zeigten, dass auf einem kommunalen Bus Waffen angepriesen werden.

In einem Schreiben an Stadtwerks-Geschäftsführer Norbert Reuter betont Reile, eine solche „aggressive Werbung“, sie zeigt eine ältere Frau mit einem Gewehr im Anschlag, sei „nicht hinnehmbar, gerade in diesen gesamtgesellschaftlich angespannten Zeiten.“ Das gelte umso mehr, da auf der Werbefläche aufgerufen werde, „zum Selbstschutz zu greifen und sich zu bewaffnen.“ Solange die Werbung nicht entfernt sei, müsse dieser Bus „umgehend aus dem öffentlichen Verkehr“ genommen werden. Gerade nach dem Mord an neun Menschen mit Migrationshintergrund in Hanau durch einen wirren Rechtsextremisten, der legal über Waffen verfügte, betrachtet die LLK die Waffenwerbung als eine nicht hinnehmbare Instinktlosigkeit.

Zudem will der LLK-Stadtrat von Stadtwerkschef Reuter wissen, ob er von der Waffenhändler-Werbung gewusst habe. „Wenn nicht, wer hat sie abgesegnet, wer bei den Stadtwerken hatte Kenntnis davon?“ Weiter verlangt Reile Auskunft, ob die Konstanzer Firma Schwarz, die nach LLK-Informationen mit der Akquisition von Werbung für die städtischen Busse beauftragt ist, dabei freie Hand habe, oder ob die Stadtwerke die jeweiligen Werbungen auf ihren Inhalt prüften. „Sollte das nicht der Fall sein, fordern wir von der LLK, unverzüglich ein Kontrollgremium einzusetzen, damit derartige skandalöse Vorgänge im Vorfeld ausgeschlossen werden können.“

J. Geiger (Foto: privat)

Schadstoffbelastung: Wie gefährlich lebt es sich in der Kernstadt?

Stau auf der Bodanstrasse in Konstanz Foto: O. Hanser

Auch wenn im Rathaus die Lage demonstrativ immer wieder schöngeredet wird: Die Verkehrsbelastung in der Kernstadt bleibt unvermindert hoch. Wie könnte es anders sein, solange unternehmerfreundliche Entscheidungsträger dem profitträchtigen Einkaufstourismus Vorfahrt signalisieren. Besonders an Wochenenden und um Feiertage staut sich deshalb der Autoverkehr etwa auf der Laube und in der Bodanstraße teils über Stunden.

Geplagte Anwohner klagen seit Jahren vergeblich über die Einschränkung ihrer Lebensqualität durch Lärm, Gestank und Dreck. Wie hoch ihre Belastung durch gesundheitsgefährdende Schadstoffe wie Feinstaub oder Stickstoffdioxid (NO2) wirklich ist, scheint in der Verwaltung indes niemand zu interessieren. Zwar beteuert sie, die gesetzlichen Grenzwerte würden nicht überschritten, stützt sich dabei allerdings auf Daten, die an einer Messstelle in der Wallgutstraße erhoben werden, einem belastungsarmen Areal abseits des Geschehens.

Unserer Überzeugung nach ist das ein Verstoß gegen die auch nach deutschem Recht geltende EU-Luftqualitätsrichtlinie. Der zufolge sind Messstationen nämlich so aufzustellen, „dass sie die höchsten Konzentrationen erfassen, denen die Bevölkerung ausgesetzt ist“. Aus dem Verkehr stammende Schadstoffe wie NO2 sollen demnach explizit „an viel befahrenen Straßen“ gemessen werden. Es ist höchste Zeit, dass auch die Stadt Konstanz dieser Verpflichtung nachkommt.

Die LLK hat deshalb jetzt den Antrag gestellt, alles Nötige für eine Messstelle am Verkehrs-Hotspot Schnetztor zu veranlassen. Die Bevölkerung hat ein Recht zu erfahren, welche Risiken ihr die Verwaltung zumutet, damit die Blechlawinen sich weiter ihren Weg durch die Stadt bahnen können. Es könnte ein erster Schritt hin zu einer Verkehrswende werden, die Menschen den Vortritt vor Autos verschafft.

Jürgen Geiger